Darum sind Deine Backtests für die Tonne!

Viele Tradinganfänger versuchen mitunter Jahre ihres Lebens, über Backtests mit Daten aus der Vergangenheit das perfekte Handelssystem zu kreieren, am besten mithilfe von Indikatoren und Oszillatoren. Nicht selten wird sogar Geld ausgegeben, um sich teure Tick-Daten der vergangenen Jahre zu kaufen. Geht man dann irgendwann tatsächlich live in den Markt, weil das „System“ ja in der Vergangenheit funktioniert hätte, werden die Gesichter lang. Es dauert nicht lange und das perfekte Handelssystem versagt, während es das eigene Handelskonto langsam aber sicher immer weiter dezimiert. Wie konnte das passieren? Darum geht es im heutigen Video-Tutorial.

Viele Tradinganfänger verlieren sich in endlosen Backtests, die letzten Endes zu keinem positiven Resultat führen. Im heutigen Video-Tutorial besprechen wird die Gründe für das häufige Scheitern.
Viele Tradinganfänger verlieren sich in endlosen Backtests, die letzten Endes zu keinem positiven Resultat führen. Im heutigen Video-Tutorial besprechen wird die Gründe für das häufige Scheitern.

Backtests sind im Trading ein beliebtes Mittel, um sich dem Markt zu nähern und um überhaupt Handelssysteme und Strategien aufzusetzen. Was bleibt einem sonst anderes übrig, als eine Idee in die Realität umzusetzen? Dabei sind Backtests durchaus eine legitime Wahl, sich einen Überblick über einen bestimmten Markt zu verschaffen. Doch viele Trader haben falsche Vorstellungen davon, wie die Ergebnisse eines Handelssystems optimiert mit Daten aus der Vergangenheit im künftigen Kursverlauf aussehen. Nicht wenige Trader gehen davon aus, dass ein auf die Vergangenheit optimiertes System in der Zukunft zwangsläufig genauso performen muss und sind angesichts der Egebnisse schwer enttäuscht, wenn dem nicht so ist. Daher müssen wir unterscheiden zwischen sinnvollen und sinnlosen Backtests. Anstatt die Kursverläufe aus der Vergangenheit als das anzunehmen, was sie sind, nämlich schlichtweg einfach Daten aus der Vergangenheit, wird uns durch den Chartverlauf im Nachhinein suggeriert, dass es sich im Börsenhandel um ein statisches System handelt, das in feste Regeln zu pressen ist, während es in Wahrheit ein dynamisches Konstrukt ist, das seine Zusammensetzung beständig ändert. Anders als viele andere gewohnte Phänome um uns herum, die sich mithilfe von physikalischen Gesetzmäßigkeiten erklären und einwandfrei vorhersagen lassen, wie zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft, handelt es sich im Börsenhandel um ein chaotisches System, welches aufgrund vergangener Daten nur wenige Anhaltspunkte für eine künftige Kursentwicklung bietet. Das macht das profitable Trading so schwierig. Um sich von der Vorstellung zu lösen, dass man nur mithilfe eines Backtests ein perfektes Tradingsystem erschaffen kann, sollte man sich einmal bewusst folgende Fragen stellen und sie selbst beantworten:

  • Wie können Wirtschafts-News, die in der Vergangenheit Auswirkungen auf die Preise hatten und in der Gegenwart vielleicht längst verarbeitet sind, den künftigen Kursverlauf beeinflussen?
  • Der Markt wird täglich von völlig verschiedenen Marktteilnehmern bewegt. Neue Trader und Tradinganfänger klicken sich rein und gehen wieder, weil sie verlieren, große Adressen kommen, möchten sich nur kurz abhedgen und verabschieden sich wieder oder wechseln in einen anderen Markt, sie alle hinterlassen ihre Spuren im Chart. Da wir nicht alle Marktteilnehmer und ihre Absichten kennen, können wir keine sinnvolle Prognose über ihre Absichten und damit den künftigen Kursverlauf abgeben.
  • Handeln wir die großen Indizes, wie den DAX oder den Dow Jones, dann setzt dieser sich heute aus völlig anderen Aktien zusammen als noch vor ein paar Jahren. Da auch die Einzelaktien Einfluss nehmen auf den Kursverlauf ihres Index, verändern sie seine Struktur im Laufe der Zeit und es macht keinen Sinn, historische Daten von mehreren Jahrzehnten zu kaufen in freudiger Erwartung auf das perfekte Trading-System.

Wann sind Backtests sinnvoll?

Sind Backtests also daher völlig sinnbefreit? Nein, kürzere Backtests machen durchaus Sinn, um sich einen Überblick über einen bestimmten Markt zu verschaffen, solange man seine Erwartungshaltung an das Tradingsystem und was dabei herauskommen soll, herunterschraubt. Denn tatsächlich gibt es einige Parameter im Markt, die über den Lauf der Zeit in etwa gleich bleiben und an denen wir uns in unserer Strategie-Konzeption orientieren können, weil sie auf fundamentalen Begebenheiten beruhen, die zu jeder Zeit oder sehr lange ihre Gültigkeit bewahren und zum Beispiel mit volkswirtschaftlichen Zusammenhängen oder Regeln der jeweiligen Börse zu tun haben. Diese sind im weitesten Sinne:

  • Trendstrukturen
  • Saisonalitäten und
  • ATR eines Wertes.

Unterschiedliche Märkte bilden unterschiedliche Trendstrukturen aus. So lässt sich zum Beispiel eindeutig messen, dass bestimmte Währungspaare, die mit dem japanischen Yen gekoppelt sind, eher dazu neigen, starke Trends auszubilden, während andere Devisenpaare, die zumeist mit dem CHF gekoppelt sind oder volkswirtschaftlich sehr nah beieinander liegen, eher zu Range-Phasen neigen und nicht so stark fluktuieren. Solche Phänomene kann man mithilfe der ATR objektiv messen sich für sein Handelssystem zu Nutze machen. Ein erfahrener Trader kann folglich in etwa abschätzen, in welcher Handelsspanne sich ein bestimmter Wert im Tag bewegt und wo er an seine Grenzen kommt. Im Weiteren funktionieren sämtliche Märkte nachdenselben Prinzipien, was den Aufbau von Trends betrifft. Als Strategie-Entwickler kann es daher nicht schaden, sich mit den Grundlagen der Markttechnik zu befassen, um Trendaufbau, Trendstrukturen und Trendbrüche sicher identifizeren zu können, denn sie gelten universell für alle Märkte und basieren auf der Psychologie der Marktteilnehmer, die diese Muster auslösen. Dabei darf man allerdings nicht zwangsläufig erwarten, dass jeder Trendbruch zu einem neuen Trend führt, sondern muss mehrere aktuelle Faktoren berücksichtigen und eine Antwort parat haben, falls es sich die Marktteilnehmer nochmal anders überlegen. Als weiteren stabilen Faktor, den wir im Backtesting finden können, sind Saisonalitäten zu erwähnen. Nähert man sich einer profitablen Trading-Strategie mithilfe von Saisonalitäten, hat man waschechte fundamentale und volkswirtschaftliche Auslöser für gewisse Kursmuster in der Hinterhand, wie zum Beispiel Ernte-Zyklen in Soft-Commodities oder das Auffüllen von Lagerbeständen in gewissen Märkten. Diese müssen zwar nicht jedes Jahr unbedingt funktionieren und können sich im Laufe der Zeit verändern, dennoch können sie gemessen über einen längeren Zeitraum einen guten statistischen Vorteil geben. Als letzten Aspekt können wir den Faktor der ATR betrachten, denn auch dieser bleibt über lange Zeiträume gleich, wobei er sich natürlich jederzeit schlagartig ändern kann. Der Vorteil ist hierbei jedoch, dass wir anhand der Saisonalität des Volatilitätsindex VIX die künftige Volatilität und damit die künftige Volatilität eines Wertes einigermaßen prognostizieren können, da die Märkte zu bestimmten Jahreszeiten zu höherer Volatilität und zu anderen Zeiten zu niedriger Volatilität neigen. Auch die Sparte des Volumen- und Orderflowtradings bietet in dieser Hinsicht einen legitimen Handelsansatz, indem vergangene Daten bei der Entwicklung des Handelskonzeptes völlig außen vor gelassen werden und man sich rein auf das aktuelle Marktgeschehen konzentriert.

Fazit

Ein Backtest wird nicht zwangsläufig in der Zukunft umso besser funktionieren, je mehr Daten aus der Vergangenheit wir dafür verwenden. Die Wahrscheinlichkeit steigt sogar noch, dass genau das Gegenteil passiert, weil sich volkswirtschaftliche Zusammenhänge im Laufe der Zeit ändern und wir uns auf die aktuellen Gegebenheiten konzentieren sollten. Wer sich mit dem Thema Backtesting beschäftigt, um ein profitables Tradingsystem zu erstellen, sollte seine Anforderungen und Erwartungen daran in die richtige Richtung lenken. Vergangene Kursbewegungen und Preismuster haben keinerlei Auswirkungen auf den Kursvlerauf in der Zukunft. Statische Systeme nur mithilfe von EMAs und Oszillatoren sind daher nicht dauerhaft profitabel sondern müssen immer wieder an die aktuelle Marktphase angepasst werden. Vielversprechender ist es daher, sich beim Backtest auf die Faktoren zu beschränken, die im Laufe der Zeit einigermaßen konstant bleiben, das sind die ATR eines Wertes, die Saisonalität und die Trendstruktur.

Video-Tutorial: Darum sind Deine Backtests für die Tonne!

Devisenhandel

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3 Gedanken zu „Darum sind Deine Backtests für die Tonne!“

  1. Hallo Frank,
    danke für deinen Beitrag. Ich wollte noch dazu sagen, dass History-Trading (Back testing) auch unterschiedliche Ergebnisse bei gleicher Einstellung liefert. Am letzten WE habe ich was ausprobieren wollen und habe auf MT4 exakt die gleichen Einstellungen (Datum, Instrument, SL, TP …) vorgenommen aber total unterschiedliche Auswertungen erhalten!
    LG
    Matthias

    P.S. Ich warte sehnlichst auf den Start deiner Strategie-Gruppe. Möchte unbedingt dabei sein!

    1. Deswegen mach ich solche Backtests eigentlich gar nicht, ich geh mit einer neuen Idee gleich ins Demokonto und sobald mir die Strategie um die Ohren fliegt seh ich ja, wo ich nachsteuern muss. Wenn du für den Newsletter eingetragen bist ist alles safe, es werden im ersten Durchlauf halt nur erstmal 25 Personen aufgenommen. VG

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