Traden ohne Stop – kann das funktionieren?!

„Trade niemals ohne StopLoss!“ Dieser gut gemeinte Rat ist so ziemlich das Erste, was Tradinganfänger lernen, wenn sie anfangen, sich eingehender mit der Materie zu beschäftigen. Und er kommt auch nicht von ungefähr – immerhin sind nicht zuletzt die eklatanten Mängel im Risikomanagement dafür verantwortlich, dass 70 – 90% der angehenden Trader langfristig scheitern! Doch leider ist es mit einem StopLoss alleine nicht getan. Ganz im Gegenteil: ein falsch gesetzter Stop kann sich ebenso schnell zur tödlichen Falle entwickeln, wie gar kein Stop. Im heutigen Live-Trading-Tutorial stellen wir daher mal eine Variante des Risiko-Managements vor.

So müsste der bessere Ratschlag der Trading-Profis eigentlich lauten: „Trade niemals ohne vernünftige Risikobegrenzung!“

Wer hat es nicht schon selbst erlebt? Enger Stop – weites Ziel. Ich riskiere nur 5 Punkte, will aber 30 Punkte. Wow. Logisch, geiles CRV. Das Konto hält eine Weile länger als ganz ohne Stop. Doch jeder Tradinganfänger, der es nicht schafft eine atemberaubende Trefferquote aufs Parkett zu legen, schreddert sein Konto mit diesem Konzept langsam aber sicher von Paris nach Athen.

Umdenken, bevor es passiert!

Jeder, der sich seit längerem auf dem Verlustpfad befindet und den eigenen Kontostand permanent unter seinen Händen schmelzen sieht, sollte sich also nicht nur Gedanken über seinen Handelsansatz machen, um endlich den „perfekten Volumeneinstieg“ zu finden oder den „Heiligen Gral“, sondern vor allem sollte er sein Risiko-Management unter die Lupe nehmen. Denn viele Tradinganfänger setzen ihren Stop völlig sinnbefreit und willkürlich innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite des Marktes aus reinem Geiz – oder weil das Konto einfach zu klein ist für ihre Stratgie und allein aufgrund seiner geringen Größe keinen vernünftigen Handelsansatz ermöglicht. Die Folgen sind Frust aufs Trading und ein immer unsicherer werdender Trader.

Die Gefahren eines kleinen Kontos

Machen wir uns nichts vor, es macht weder Sinn noch Spaß mit einem 200-Euro-Konto durch die Gegend zu eiern. Auch nicht zum Lernen, obwohl dies häufig von Coaches empfohlen wird, um endlich die „echten Emotionen“ zu spüren. Dabei sollte jeder, der Emotionen spüren möchte, lieber einen Film von Rosamunde Pilcher ansehen, anstatt sich ins Trading-Geschäft zu stürzen. Je kleiner das Konto, desto größer die Verlustangst, etwas davon auch noch abgeben zu müssen. In der Folge wird der Stop aus reiner Angst immer enger gesetzt, der Trader wird noch häufiger ausgestoppt und täglich mehr verunsichert. Letzten Endes landet er in einer gefährlichen Verlustspirale, in die er sich immer weiter hineinschraubt. Kommen dann noch Emotionen ins Spiel, ist der Spaß mit dem ersten Tradingkonto schnell vorbei. Doch bis heute scheint sich diese Erkenntnis nicht vollständig durchgesetzt zu haben und viele Anfänger versuchen vergeblich, mit kleinen dreistelligen Konten im Daytrading erfolgreich zu werden, zumal die Broker es ihnen ermöglichen. Bleibt also die reine Zockerei, genau das, was wir doch eigentlich vermeiden wollen. Um seine Strategien ernsthaft auszuprobien und umzusetzen, sollte man viel besser auf ein fünfstelliges Demokonto umsteigen und in dieser Größe später auch Live kapitalisieren. Damit ist dann auch ein Riskmanagement möglich, welches uns genügend Spielraum für wirklich profitables Trading lässt.

Risikobegrenzung ≠ StopLoss

Vielfach wird der wichtige Faktor Risikobegrenzung im Trading einfach mit dem Thema StopLoss gleichgesetzt. Dabei kann sich der Stop bei falscher Anwendung zu einer echten Geldverbrennungsmaschine entpuppen. Denken wir uns nur einmal kurz in die Situation am laufenden Markt, dann ist der StopLoss bei Licht betrachtet nichts weiter als ein Verlust-TakeProfit.

Weitere Möglichkeiten des Risk Managements

Sicherlich hat der Stop seine Daseinsberechtigung für alle, die bereits wissen, wie man ihn richtig einsetzt und damit dauerhaft profitabel agieren. Leider sind es die Wenigsten, denen das gelingt. Auf der anderen Seite gibt es jedoch noch weitere Möglichkeiten, sein Verlustrisiko zu minimieren, zwei davon sind:

  1. Das Definieren einer absoluten maximalen Verlustspanne in % des Kontos, in der wir uns bewegen,
  2. Hedging.

Während wir auf den zweiten Punkt heute noch nicht eingehen wollen, da auch hier viele tödliche Fehler begangen werden können, beleuchten wir zunächst den ersten Punkt.

Die ATR weist uns mal wieder den Weg

Die ATR – Dein Freund und Helfer, das wohl am stärksten unterschätzte Feature im Risk Management eines Traders wurde hier schon öfters thematisiert und das nicht ohne Grund. Trading ist und bleibt stets ein riskantes und extem unsicheres Geschäft, dem wir uns stets nur mithilfe von Wahrscheinlichkeiten und Statistiken nähern können. Das gilt auch für den recht neu aus dem Boden gestampften Heiligen Gral des Volumentradings, denn auch hier wird man ohne entsprechendes Risikomanagement mehr als glorreich scheitern. Der absolut perfekte und sichere Einstieg, der immer funktioniert: Es gibt ihn nicht und es wird nie geben. Niemals. Wir müssen uns dem profitablen Handel folglich von einer anderen Seite nähern.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass z. B. ein Dow Jones Index, der heute bei 26.000 Punkten notiert, morgen um dieselbe Zeit bei 5.000 Punkten steht? Wahrscheinlich ist ein solcher Absturz relativ gering und seit Einführung der sogenannten Circuit Breaker faktisch ausgeschlossen. Wie hoch ist stattdessen die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Dow Jones Index auch morgen noch zwischen 26.000 und 27.000 Punkten bewegt? Diese Wahrscheinlichkeit ist, nicht nur für Diplom-Mathematiker, zweifelsohne höher als das erste Szenario. Wir suchen also unseren Vorteil im Trading innerhalb dieser Spanne von 1000 Punkten, die wir mithilfe der ATR abstecken, um in diesem Segment unsere Trades zu positionieren.

Money Management mal anders

Um nun nicht jedes Mal vom Markt mit unserem obligatorischen 10-Punkte-Stop geschreddert zu werden, bis das Konto nach 3 Monaten nur hoch halb so groß ist, allokieren wir virtuell oder per Expert Advisor einfach einen gewissen Betrag unserer beim Broker hinterlegten Margin für die Handelsspanne von 1000 YM-Punkten und platzieren hierin unsere Trades. Ganz abgebrühte Kandidaten, die ihr Trading voll im Griff haben, kapitalisieren ihr Konto sogar nur mit der dafür benötigten Margin oder etwas mehr. Das ist allerdings eine große psychische Herausforderung, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Retail-Trader haben seit Einführung von ESMA 2018 sogar den Vorteil, dass diese Methode im Ernstfall im CFD-Handel sie nichtmal in die Nachschusspflicht führt, im Future hingegen schon. Die bessere Methodes ist es aber natürlich, deutlich mehr als die erforderliche Margin für unsere Risikospanne zu hinterlegen, denn so exakt halten sich unsere Werte auch nicht immer an ihre ATR. Natürlich muss man den Berechnungsvorgang für jedes Instrument separat durchführen, da jeder handelbare Wert mit einer spezifischen ATR daherkommt, die großen Abweichungen unterliegen kann. Schön ist es natürlich, wenn wir in diesem Fall eine Plattform wie den StereoTrader besitzen, der solche Tricks von Natur aus drauf hat.

Konkretes Trading-Beispiel

Für unseren Trade im YM allokieren wir eine Spanne von 1 – 5% (je nach unserer Risiko-Affinität) unseres Gesamtkontostandes und verteilen diese auf 1000 Dow-Punkte. Anstatt nun wie bisher jeden einzelnen Trade mit einem StopLoss zu versehen, haben wir innerhalb der Spanne von 1000 Punkten unser Risiko aufgespannt und so eine weitaus geringere Gefahr geschaffen, direkt ausgestoppt und frustriert zu werden. Unser Handelsspielraum hat sich mit dieser Methode drastisch erweitert. Betreiben wir jetzt noch ein einigermaßen geschicktes Positionsmanagement, wird sich das in der Performance deutlich widerspiegeln.

Mit der Clustervariante Risiko-Trading in Prozent verabschieden wir uns von der traditionellen Stop-Methode, bei der jeder einzelne Trade abgesichert wird. Stattdessen erreichen wir mithilfe des errechneten Risiko-Clusters eine weitaus größere Handelsspanne, innerhalb derer wir schalten und walten können, ohne permanent in den Stop zu laufen
Mit der Clustervariante Risiko-Trading in Prozent verabschieden wir uns von der traditionellen Stop-Methode, bei der jeder einzelne Trade abgesichert wird. Stattdessen erreichen wir mithilfe des errechneten Risiko-Clusters eine weitaus größere Handelsspanne, innerhalb derer wir schalten und walten können, ohne permanent in den Stop zu laufen.

Fazit

Um alltägliche Trading-Probleme, wie das dauerhaft nervige Ausgestoppt-Werden zu umgehen, müssen wir manchmal umdenken und traditionelle Pfade verlassen. Mithilfe eines viel breiteren Risiko-Clusters, welches wir anhand der ATR unseres gehandelten Wertes ausrichten, erreichen wir einen viel größeren Handelsspielraum für unsere Trades. Zudem lässt sich das Risiko-Cluster leicht und flexibel anpassen – je nach individueller Risiko-Affinität. Wer gerne ein hohes Risiko eingeht, um eine exorbitante Rendite zu erwirtschaften, der kann sein Risiko-Cluster auf 30 oder gar 50 Prozent aufspannen, während vorsichtigere Naturen ihre Positionen so weit runterskalieren können, dass sie innerhalb der errechneten ATR nicht mehr als ihre 1 – 5% ihres Kontos riskieren, die sie sonst pro Trade geopfert haben. Mithilfe dieser Methode holen wir einen sehr wichtigen statistischen Faktor auf unsere Seite. Ein Praxisbeispiel für diese Art des Handelns sehen Sie in folgendem Video-Tutorial.

Kranker Typ tradet live OHNE Stop!!

Viel Spaß beim Tüfteln!

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