Markttechnik, Charttechnik, Volumentrading und Market Profile: Was ist besser?

Im aktuellen Video-Tutorial widmen wir uns mal wieder verstärkt Trading-Anfänger-Problemen und erörtern konkret die Frage: Was ist besser: Markttechnik, Charttechnik, Volumentrading oder Market Profile?

Die Informationen, welche heute auf Trading-Anfänger einprasseln, sind schier unüberschaubar. Jeder Trading-Coach weiß es besser und hat natürlich Heiligen Gral für sich gepachtet. Vor einigen Jahren war es mit der Informationsflut noch nicht so schlimm, denn es gab schlichtweg wenig brauchbare Trading-Literatur auf deutsch. Als Trading-Anfänger fing man somit einfach meist mit dem einzigen Klassiker an: John J. Murphy, Technische Analyse der Finanzmärkte. Wer sich mehr für den Bereich Aktien und Investment interessierte, der verschlang eben die anderen Klassiker von Jim Rogers und ähnlichen Investment-Legenden, wie z. B. Warren Buffet. Der erste große „Hype“ im Segment des kurzfristigen Daytradings war dann ungefähr im Jahr 2012 das Große Buch der Markttechnik von Michael Voigt, der sich mit seiner Enzyklopädie des markttechnischen Handelns mit Sicherheit für immer und ewig ein Denkmal gesetzt hat. Neue Trading-Coaches und YouTube Kanäle zum Thema schossen wie Pilze aus dem Boden. Dabei waren die Bücher zweifelsohne unterhaltsam und auch lehrreich geschrieben, vor allem was die psychologischen Stolperfallen im Trading betrifft, doch der praktische Einsatz des Handelns am Punkt 2 kam für mich zu diesem Zeitpunkt bereits aufgrund meiner schon längeren Markterfahrung nicht in Betracht. Zuletzt ist nun ein neuer Trend aus den USA rübergeschwappt, wo der Futures-Handel aufgrund des verbotenen OTC-Geschäftes weitaus populärer ist als in Deutschland: Die Rede ist vom Volumentrading. Hierfür braucht man die Daten aus dem original Future. Diese Trader mischen seit 2 – 3 Jahren die Szene ordentlich auf, um neue Coaching-Schüler zu gewinnen. Dabei hat der Ansatz des Volumen- und Orderflowtradings durchaus seine Berechtigung und kann eine deutliche Erleichterung im täglichen Handel darstellen.

Markttechnik und Charttechnik, kaum einer kennt den Unterschied

Erste Probleme entstehen bereits in Diskussionen rund um den Trading-Ansatz, denn nur wenige kennen den Unterschied zwischen Markttechnik und Charttechnik, sodass man schnell aneinander vorbeiredet. „Markttechnik ist doch scheiße, die Oszillatoren sind eh immer nachläufig“, ähm, Moment mal, im Markttechnischen Ansatz kommen gar keine Indikatoren und Oszillatoren vor, sonden wir orientieren uns hier rein am Trendaufbau eines Marktes. Der Markttechnische Ansatz geht davon aus, dass es gewissermaßen „egal“ ist welchen Markt man handelt, solange ein Trend vorliegt, ist jeder Markt handelbar. Im praktischen Einsatz merkt man jedoch schnell, dass sich beispielsweise ein vergleichsweise illiquider DAX im Handel von einem hyperliquiden S&P oder EURUSD unterscheidet, auch was das Brechen von Unterstützungen, Widerständen und Trendstrukturen angeht. Das lässt sich auch logisch erklären, denn je illiquider ein Markt ist, desto anfälliger ist er auch für Manipulationen und desto besser muss man seine Macken kennen, um mit ihm zurechtzukommen. Paradebeispiel für einen extrem zickigen aber irgendwie auch liebenswerten Markt, ist der DAX. Wenn man seine Macken kennt, ist er gut zu handeln, für Trading-Anfänger ist der DAX zumindest auf den kleineren Zeiteinheiten das sichere Todesurteil. Mein Fazit aus 10 Jahren Handelserfahrung: Jeder Markt ist anders und je genauer man sich auf einen Markt spezialisiert, je besser man dessen Zicken und Eigenheiten kennt, je mehr man über die Interessen der anderen Marktteilnehmer in diesem Markt weiß, desto bessere Ergebnisse wird man im Handel einfahren. Der Handel nach dem Gießkannenprizip auf unzähligen Märkten kann zwar zeitweise funktionieren, wird aber mit hohen Drawdowns und einer hohen Frusttoleranz einhergehen.

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Das charttechnische Bild sieht für den Anfänger vielleicht etwas verwirrender aus, doch die Stopsetzung kann viel enger erfolgen als bei der Markttechnik. Hinzu kommt, dass man nicht alle Komponenten der Charttechnik verwenden muss, die das gesamte Arsenal bereithält. Man fügt einfach das hinzu, was zum eigenen Trading-Stil passt und was einem weiterhilft. Dabei kann man die Punkte als Einstieg nutzen, die sich mit möglichst vielen Trading-Stilen überschneiden: Wo Markttechniker, Fibo-Trader, Elliott-Waver, Charttechniker und Trader von Oszillatoren gleichermaßen ein Signal erhalten, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen profitablen Trade sehr hoch!
markttechnik
Die Kenntnis des Trendaufbaus, vor allem des übergeordneten Trends, ist unabdingbar wichtig für das Setup der Markttechnik. Auffällig sind die weiten Stops, die im praktischen Einsatz so keinen Sinn ergeben. Dennoch hilft einem das Studium der Markttechnik dabei, einen bestimmten Markt einwandfrei in seine aktuelle Trendstruktur einzuordnen oder Trailing-Stops handelskonform nachzuziehen.

Charttechnik als Fundament

Von daher bin ich nicht böse drum, wenn ich mir mithilfe der Charttechnik ein solides Fundament gelegt habe, das nun mehr und mehr mit Bausteinen aus dem Volume Profiling ergänzt und aufgefüllt wird. Die Kenntnisse aus der Charttechnik und Markttechnik helfen mir weiterhin im täglichen Handel, folgende Fragen zu beantworten:

  • Liegt ein Trend vor oder ein Seitwärtsmarkt?
  • Ist der Trend bereits massiv überkauft oder überverkauft? Könnte sich gerade oder demnächst ein Trendwechsel abzeichnen?
  • Schrappen wir mit Ach und Krach an der Trendkanallinie entlag oder sind wir gerade in einer dynamischen Bewegung?
  • Befinden wir bereits deutlich außerhalb eines normalen Trendkanals?
  • Sind wir über oder unter der 200-Tage-Linie?
  • In welcher Welle befinden wir uns nach Elliott Waves?
  • Kommen wir demnächst an ein wichtiges Fibo-Level oder einen Pivot-Punkt?
  • Sind gerade wichtige Widerstände oder Unterstützungen aus dem Wochen- oder Tageschart in Sicht?

All diese Fragen und ihre Antworten ergeben zunächst ein grobes Gesamtbild des Marktes, bevor uns weiter auf einen konkreten Einstieg fokussieren.

Volumen- und Orderflowtrading als Heiliger Gral?

Mit Sicherheit kann man Trading-Anfängern auch gleich das Orderflow-Trading beibringen und all das Technische Wissen komplett außen vor lassen. Man kann auch jemandem zeigen, wie er einen Brief mit Word zu schreiben hat, ohne den Hauch einer Ahnung von Computern zu vermitteln. Höchstwahrscheinlich wird dieser Trader mit der Zeit sogar einen guten Einstieg finden und mithilfe von Disziplin und einer profitablen Strategie auch irgendwo einen Ausstieg. Aber wird er je ein umfassendes Gesamtbild des Marktes bekommen, um auch ein guter Swing-Trader zu werden? Was, wenn er unzufrieden wird und über den Tellerrand hinausschaut? Wird er ein Gefühl für den Markt bekommen, wie weit so eine Bewegung überhaupt laufen kann? Absolut nicht. Er ist und bleibt gefangen im Mikrokosmos des Orderflow-Scalpings und Wehe dem, er schickt sich an, diesen zu verlassen, dann wartet da draußen eine völlig neue Welt auf ihn. Um einen Markt auch längerfristig zu überblicken, muss man ihn zwangsläufig vor dem Hintergrund der übergeordneten Trendgrößen einsortieren können um stets zu wissen, ob der große Vorteil auf der Longseite oder auf der Shortseite liegt, oder ob wir es mit einem ruppigen Seitwärtsmarkt zu tun haben. Dabei helfen einem die Kenntnisse aus der Markt- und Charttechnik.

Market Profile vs Volume Profile

So wie Markttechnik und Charttechnik häufig verwechselt werden, so werden auch Market Profile und Volume Profile häufig verwechselt. Dabei sind beide Darstellungsarten recht ähnlich, haben aber auch ihre Unterschiede. Am genauesten beschreibt eigentlich der originäre englische Begriff die Eigenschaft des Market Profiles: TPO-Chart bzw. Time-Price-Opportunity. Im Gegensatz zum Volume Profile erhält im TPO-Chart der betrachtete Wert nach seinem Erfinder Peter Steidelmayer jede halbe Stunde der Markt eine Art „Zeitstempel“ in Form eines Buchstaben, wodurch sich im Laufe des Tages interessante Profil-Formationen herausbilden, anhand derer man die Absichten der Marktteilnehmer ablesen kann. So gibt es P-Profile, B-Profile und einen sogenannten Point of Control (POC) an der Stelle, wo sich der Markt am längsten aufgehalten hat.

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Das Volumenprofil (hier im NASDAQ September-Kontrakt) ist für Trading-Anfänger intuitiver und einfacher zu verstehen: Dort wo viel gehandelt wird, entstehen hohe Volumenberge, bei denen sich der Markt gerne aufhält. Low Volume Nodes hingegen werden zügig durchquert. Der rosa Bereich ist der VPOC, der Preis, auf dem zum aktuellen Zeitpunkt das meiste Volumen gehandelt wird. Häufig hat der Markt die Tendenz, den VPOC noch einmal anzusteuern. Der VPOC kann sich im Laufe der Handelssession mehrfach verschieben, je nachdem wo mehr Volumen gehandelt wird.
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Das Marktprofil ist etwas komplexer und nicht ganz so einfach zu durchblicken. Gemäß seinem Erfinder Peter Steidelmayer wird hier jede halbe Stunde des Handels mit einem Buchstaben abgetragen, der Vormittagshandel mit großen und der Nachmittagshandel mit kleinen Buchstaben. Der rosa Bereich ist der Point of Control, wo sich der Markt am häufigsten aufgehalten hat. Das Studium der verschiedenen Marktprofile ist sehr zeitaufwändig und umfangreich. Wer sich gerne in dem Bereich weiterbildet kann es lernen, zum profitablen Handeln ist es aber absolut nicht notwendig.

POC vs VPOC

Im Gegensatz zum Market Profile misst das Volume Profile das tatsächlich gehandelte Volumen pro Preis und gibt dies ebenfalls mithilfe von Balken auf der horizontalen Achse aus. Die Profilarten Market Profile und Volume Profile sehen sich also vordergründig recht ähnlich, auch wenn sie auf unterschiedliche Art und Weise berechnet werden. Während der POC des Market Profile sich schlichtweg aus der Dauer der Zeit generiert, die sich ein Markt auf einem bestimmten Preislevel aufgehalten hat, generiert sich der VPOC auf dem Preislevel mit dem höchsten gehandelten Volumen. Das kann derselbe Preis sein, muss es aber nicht! Größter Unterschied zwischen POC und VPOC ist somit die dynamische Verschiebung des VPOC innerhalb einer Handelssession auf das Preislevel, auf dem die meisten Kontrakte umgesetzt werden. Der POC aus dem Market Profile kann hingegen als statische Instanz zunächst nur vom Handel des Vortags als Anhaltspunkt herangezogen werden.

Fazit

Traden lernen ist ein mühsames und langwieriges Business, das aber auch Spaß macht. Kenntnisse der Markt- und Charttechnik vermitteln dabei grundlegende Informationen über das jeweilige Chartbild und helfen dem Trader, den aktuellen Trend eines Marktes einzuschätzen. Mit dem Volumen- und Orderflowtrading kann man im Anschluss seine Einstiege messerscharf präzisieren und optimieren, sodass ein geringster Stopabstand zum aufgegebenen Trade gewählt werden kann. Dabei hat die Vermittlung der oben erwähnten Kenntnisse noch den geringste Anteil am Gesamtkonzept eines erfolgreichen Traders. Letzten Endes wird sich ein erfolgreicher von einem erfolglosen Trader nur noch dadurch unterscheiden, dass er die nötige psychische Stärke mitbringt, seine Positionen nicht zu überhebeln, dass er sich konsequent und diszipliniert ja fast sklavisch an sein vorher ausgearbeitetes Risiko- und Money-Management hält und dass er weiß, wann es genug ist für den Tag, um aufgelaufene Gewinne nicht wieder aufs Spiel zu setzen sondern sich irgendwann zufrieden gibt. Außerdem braucht er die Geduld, eine entsprechende Signallage abzuwarten und nicht einfach aus Langeweile oder Ungeduld anfangen zu traden. Diese wichtigen Punkte lernt man im Grunde nur durch eins: Trading, Trading und nochmals Trading.

Video-Tutorial: Markttechnik, Charttechnik, Volumentrading: Was ist besser?

Devisenhandel

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3 Gedanken zu „Markttechnik, Charttechnik, Volumentrading und Market Profile: Was ist besser?“

  1. Hi,
    ich muss einfach spontan Dir ein Kompliment aussprechen!
    Ich verfolge schon etwas länger Deinen YT-Kanal und muss gestehen von Deinen Beiträgen habe ich das meiste gelernt! Ich mache gerade eine Ausbildung für mehrere tausend Euros im Volumen-Trading (den Anbieter möchte ich hier nicht nennen) aber dort wird mehr oder weniger die „alte Schule“ (techn. Analyse etc.) verteufelt. Dein Stil, heißt die Mischung aus bewährten alten Techniken und Volumen, gefällt mir sehr!
    Ich würde gerne noch mehr von Dir lernen. Z.B. in den letzten Videos schaust Du oft auf den rechten Bildschirm und sagst z.B. „jetzt kommen die Bullen rein“ (oder ähnlich) aber wie erkennst Du das? Nur mit Footprint oder schaust Du auf T&S oder sonstiges?
    Ich weiß, jeder hat so seine geheimen Tricks, ich würde mich trotzdem freuen, wenn Du etwas mehr das Geheimnis lüften würdest.

    Wer weiß, vielleicht bietest Du wirklich irgendwann mal auch eine Ausbildung an.
    Ich würde es begrüßen.
    Bis dahin weiter viel Erfolg bei Deinen Trades.
    LG Matthias

    1. Vielen Dank für das Kompliment! Kurz gesagt kann man es vielleicht so zusammenfassen, dass ich auf meinem Handelsbildschirm rein technisch analysiere und auf dem Futures-Screen den Orderflow beobachte. Hauptbestandteil sind hier Orderbuch, das vertikale Volumen und das Delta, was ich mir mithilfe von verschiedenen Indikatoren „aufbereiten“ lasse, um eine möglichst genaue Signallage zu erreichen. Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg! Frank

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