Donald Trump: Handelskrieg zwischen USA und EU noch mal abgeblasen

Derzeit übertrumpfen sich Deutschlands Qualitätsjournalisten und -politiker in Talkshows rund um die Uhr im Lamentieren. Der Grund: Donald Trump will sogenannte „Strafzölle“ auf bestimmte Produkte und Rohstoffe einführen, um die einheimische Wirtschaft zu schützen. Dabei sind die Gefahren dieser Aktion nicht nur für Deutschland erheblich, wie man unschwer auch am Absturz der Aktienmärkte ablesen kann. Doch auch hier gibt es eine weitere Seite der Medaille, die bei Diskussionen und Beschwerden rund um den neuen „Handelskrieg“ mit den USA leicht unter den Teppich gekehrt wird:

trump
Donald Trump hat den Handelskrieg mit China eröffnet. Die EU bleibt bis auf Weiteres von Strafzöllen verschont.

Das Zauberwort zur Erklärung von Trumps Vorgehen zur Erhebung von Einfuhrzöllen lautet: Handelsbilanzdefizit. Während Deutschland als Exportweltmeister international betrachtet ziemlich gut dasteht, erreicht das Handelsbilanzdefizit unter Trump bereits den höchsten Stand seit der letzten Finanzkrise im Jahr 2008. Es dehnte sich 2017 um 12,1 Prozent auf 566 Milliarden US-Dollar aus. 2016 lag es noch bei 481 Milliarden US-Dollar. Das bedeutet in einfachen Worten: Die USA haben im letzten Jahr weitaus mehr Waren aus dem Ausland importiert als exportiert. Doch Deutschland ist gar nicht primär im Fokus von Trumps Rundumschlag gegen Dumpingpreise. Mit seiner Androhung von Importzöllen auf deutschen Stahl und Aluminium wollte er nur seine Verhandlungsposition stärken und einmal mit dem Baumstamm wedeln, um aus weiteren Handelsabkommen für die USA Vorteile rauszuschlagen. Jedoch macht vor allem China den USA das Leben mit Billig-Importen schwer zu schaffen und erzeugte so 2017 einen Fehlbetrag von 375 Mrd US-Dollar in der Handelsbilanz. So kann es defintiv nicht weitergehen.

Der Nachteil ist real

Natürlich ist man im wohlbehüteten Deutschland schnell bei der Stange wenn es darum geht, sich über den bösen Trump zu beschweren. Doch seine Intervention in Form von Strafzöllen auf Dumping-Produkte ist nicht unbegründet. So erhebt die EU beispielsweise Einfuhrzölle von 10% auf Autos aus dem Ausland, die USA allerdings nur 2,5 Prozent. In China werden sogar bereits seit langem „Strafzölle“ von 25 Prozent auf die Einfuhr ausländischer Autos erhoben und man fragt sich: Wo war hier bislang der Aufschrei? Insgesamt ist der Nachteil, den die USA bislang im Welthandel erfahren, tatsächlich real und bei Licht betrachtet gibt es keinen Grund, sich jetzt zu beschweren.

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Im Gegensatz zu den USA darf sich Deutschland auch 2017 über einen ausgewachsenen Exportübschuss von 244 Mrd. Euro freuen. Quelle: Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37793/umfrage/exportueberschuss-in-deutschland-seit-1999/

Kein Handelskrieg mit EU

Doch auch wenn wir es beim sprunghaftesten US-Präsidenten der Geschichte morgen schon wieder mit einer anderen Realität zu tun haben könnten – ein ausgewachsener Handelskrieg mit der EU wurde in letzter Sekunde Dank hartnäckiger Verhandlungen jetzt (erst mal) aufgehoben. Denn die anvisierten Strafzölle auf Stahl und Aluminium hätten auch die deutsche Wirtschaft empfindlich getroffen. Die EU soll laut dem amtierenden US-Handelsbeauftagten Robert Lighthizer bis auf Weiteres von den neuen Strafzöllen ausgenommen werden. Die Deutsche Industrie und ihre Vertreter aus Politik, Funk und Fernsehen dürfen noch mal aufatmen. Dabei hatte Deutschland sich schon Optionen für einen „handelsnuklearen Gegenschlag“ bereitgelegt: Strafzölle auf Motorräder von Harley Davidson, Whiskey, Jeans und Orangensaft wären die vernichtende Antwort auf den US-Vorstoß gewesen 🙂 Zum Glück für alle alkoholisierten, Jeans tragenden Motorradfahrer und O-Saft-Veganer in Deutschland konnte Schlimmeres voerst noch einmal verhindert werden.

Der Handelskrieg mit China könnte nach hinten losgehen

Auf dem Papier sieht es nun einfach aus. Nachdem Donald Trump sein Servus unter das neue Dekret gemacht hat, kann die Einnahmequelle angezapft werden. Insgesamt sollen 60 Milliarden aus chinesischen Strafzöllen eingenommen werden. Doch in Asien will man sich so schnell natürlich nicht das Geschäft verderben lassen. Und die Chinesen haben schlagkräftigere Argumente als ein paar Flaschen Orangensaft: z. B. US-Staatsanleihen. Es wäre wohl durchaus im Sinne Trumps und des immensen US-Schuldenbergs, wenn die Chinesen ihre US-Anleihen nicht plötzlich auf den Markt werfen. Doch auch von anderer Seite droht Ungemach, wenn zwei solche Giganten auf dem Weltmarkt in ein ernsthaftes Handelsgefecht ziehen: Durch den Wegfall chinesischer Billigprodukte in den USA könnten zahlreiche Jobs in Gefahr geraten, die dafür sorgen, dass chinesische Waren in den USA an den Mann gebracht werden. Außerdem gibt es eine immer größere werdende Mittelschicht, die am Existenzminimum ums Überlegen kämpft und die sich den Luxus von Smartphones, neuen Fernsehen und Billig-Klamotten aus dem Ausland nicht mehr so einfach über Wasser halten werden können. Die Unzufriedenheit der Bürger und eines großen Anteils an Trump-Wählern könnte steigen, denn nicht jeder kann sich ein iPhone für 1.000 USD leisten. Inflation wäre die Folge.

Fazit

Der Handelskrieg zwischen USA und und China hat begonnen, die EU wurde bis auf Weiteres von den Strafzöllen ausgenommen. Tatsache ist, dass die USA in der Vergangenheit gegenüber anderen Ländern ein Handelsbilanzdefizit erfahren hat, das es auszugleichen gilt. Hierbei sollte jedoch nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden, da die Kettenreaktion aus Aktion und Reaktion ungeahnte Ausmaße erreichen könnte.

Reaktion der Aktienmärkte:

[SP500]Daily
Sowohl der amerikanische S&P500 …
[JP225]Daily
… als auch der japanische Nikkei …
[HSI50]Daily
… wie der chinesische Hang Seng-Index quittieren das Ausrufen eines amerikanischen Handelskrieges mit deutlichen Kursverlusten. Derzeit gilt es, die Rehtorik wieder herunterzufahren, sodass alle Seiten sich wieder aufeinander zubewegen können. Dabei steht von allen der japanische Nikkei am schlechtesten da. Er hat bereits die 100-Tage-Linie (rot) und die 200-Tage-Linie (blau) nach unten durchbrochen.
 

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