Eine extra Tasse Kaffee, das war es was man die letzten Wochen benötigte, wenn man sich mit dem Handel des DAX und anderer Indizes beschäftigte. Mit einer gefühlten ATR von 10 Punkten am Tag musste man zwangsläufig auf andere Werte ausweichen, um an der Börse Geld zu verdienen. Das könnte sich jetzt ändern, denn die Berichtssaison beginnt. Doch was ist das eigentlich, die Berichtssaison?
Dass während der großen Sommerpause an der Börse ab Ende Juni die Volatilität in den Keller rutscht, ist kein Geheimnis. Die Fondsmanager machen Urlaub und die kleinen Fische können den Markt nur marginal bewegen. Nicht selten geht es durch größere Gewinnmitnahmen erstmal mit den Kursen ein Stückchen in den Keller, weil Kasse gemacht wird, so auch in diesem Jahr. Kein Big Player möchte mit großen Positionen in einer umsatzschwachen Zeit auf einem Haufen Risiko sitzen.
Gleichzeitig können bei niedrigem Volumen unvorhergesehene und große Kurssprünge entstehen, sodass diese Zeit vor allem für Systemtrader oftmals mit großen Problemen behaftet ist. Die eigentliche Börsenzeit beginnt erst wieder ab Anfang Oktober, wenn auch die Berichtssaison in den USA startet. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Gewinnwachstum von 2,8% und einem Umsatzplus von 4,9% im S&P 500 aus. Die letzten verheerenden Wirbelstürme Harvey und Irma haben zweifelsohne vor allem in der Versicherungsbranche ihre Spuren hinterlassen. Auf der anderen Seite dürfte der aktuell schwache Dollar-Kurs einiges wieder ausbügeln und vor allem exportorientierten Unternehmen helfend unter die Arme greifen. Auch ist nicht zu vergessen, dass viele Unternehmen von dem Wiederaufbau der durch die Orkane zerstörten Regionen stark florieren werden. Anleger werden folglich darauf achten, ob und wie die Gewinnerwartungen über- oder untertroffen werden.
Berichtssaison gibt den Startschuss für die Jahresendrallye
Einige Tage nach Ablauf des letzten Quartals startet in den USA die sogenannte Berichtssaison, also Anfang Januar, April, Juli und Oktober. Bis zum Ende des Monats legen die großen Unternehmen dann ihre Zahlen in Form eines Quartalsberichts vor. Deutsche Unternehmen sind etwas langsamer und etwa 3 Wochen nach den Amerikanern an der Reihe. Interessant vor allem für alle Börsenteilnehmer im Oktober/November: Die Aussichten des Unternehmens für das nächste Jahr. Nicht selten entscheiden sich die großen Fonds aufgrund der publizierten Zahlen über ein künftiges Investment. Keine Frage, dass für DAX-Trader vor allem die Zahlen der DAX-Werte interessant werden, diese aber bereits vorab entsprechenden Gegen- oder Rückenwind aus den USA erfahren können. In einer globalisierten Welt hängt nun mal alles mit allem zusammen.
Gewinnwarnungen können die Laune verderben
Gleichzeitig sollten sich Trader in dieser Zeit vor den gefürchteten Gewinnwarnungen in Acht nehmen. Das Unternehmen gibt damit bekannt, dass künftige Gewinne doch geringer ausfallen könnten, als erwartet. Daher ist eine solche Gewinnwarnung bei Anlegern nicht sonderlich beliebt und führt nicht selten zu einem Abstoßen des Titels. Bei großen Playern kann eine Gewinnwarnung nicht nur zu einem Kursverlust im Einzeltitel führen, sondern den gesamten Index in Mitleidenschaft ziehen.