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Traden mit Footprint und Orderflow

Obwohl das Thema Orderflow- und Footprint-Trading bereits seit der Jahrtausendwende modernisiert und in Amerika verbreitet wurde, ist es in Deutschland erst vor wenigen Jahren so richtig bekannt geworden und erfreut sich aktuell einer immer größeren Beliebtheit. Nach der ersten Folge zu dieser Thematik mit dem Titel „Volumentrading: Traden mit dem Volume Profile“ wollen wir im heutigen Video-Tutorial auf den zuvor vermittelten Erkenntnissen aus der Volumenanalyse aufbauen und uns eingehender mit dem Footprint-Chart auseinandersetzen.

Footprint-Chart, was ist das eigentlich und woher kommt diese Idee? Footprint bedeutet „Fußabruck“ und beschreibt damit schon recht gut die Natur dieser Chartform. So wie ein erfahrener Wildhüter mithilfe seiner Kenntnisse und Erfahrungen Fußabdrücke von Tieren im Schnee oder Sand eindeutig identifizieren kann, liest der Orderflow-Trader die Spuren im Chart aus dem sogenannten Footprint. Die bislang in Deutschland gelehrte Analyse-Methode der Charttechnik arbeitet meist mit folgenden Darstellungsmethoden:

  • Kerzenchart
  • Balkenchart
  • Schlusskurschart
  • Renko-Chart
  • Kagi-Chart
  • Point & Figure Chart
  • Heikin-Ashi-Chart
  • und ggf. einige weitere exotischere Darstellungsformen.

Dabei hat jede Form der Darstellung ihre Vor- und Nachteile für den jeweiligen Trader und erfordert einiges an Einarbeitungszeit sowie eine darauf angepasste Strategie. Allen erwähnten Chartformen ist jedoch eines gemein: Ihnen fehlen wichtige Informationen, die wir aus dem Footprint beziehen können.

Kerzenchart – die erste Revolution im Trading

Obwohl der Kerzenchart in Japan bereits im Mittelalter verwendet wurde, um dort den Handel mit Reis zu vereinfachen, wurde er erst mit Steve Nison (Siehe Rezension in userem Bücher-Shop) in der westlichen Welt eingeführt und verbeitet. Plötzlich hatte man anstelle des reinen Schlusskurses viel mehr Informationen für den Handel zur Verfügung:

  • Open
  • High
  • Low
  • Close
Der Kerzenchart liefert uns lediglich Informationen über das Open, High, Low und den Close einer Kerze. Er sagt uns jedoch nichts über den Orderflow und die Intensität des Volumens.

Mit dem neuen OHLC-Modell ergaben sich ganz neue Möglichkeiten, Aktionen der Marktteilnehmer vor dem Hintergrund einer gewissen Zeiteinheit zu analysieren. Dadurch ergeben sich zahlreiche Candlestick-Muster wie DoJi, Morning Star, Evening Star, Hammer und andere systematisch auswertbare Abfolgen von Kerzenmustern, woraus der Trader Rückschlüsse auf die Kauf- und Verkaufaktivitäten der anderen Marktteilnehmer ziehen kann. Doch ist auch diese Methode fehleranfällig, und verführt durch eine Überzahl an Signalen vor allem in kleineren Zeiteinheiten schnell zum unüberlegten Hin- und Her-Handeln. Des Weiteren fehlen dem Kerzen-Chart zwei wichtige Informationen, die man sich zusätzlich durchaus zu Nutzen machen kann:

  • Gehandeltes Volumen auf einem Preisniveau
  • Orderflow

Während man einem normalen Kerzenchart also durchaus ansehen kann, dass ein Preis beispielsweise in einem gewissen Zeitraum durchaus gestiegen ist, kann man damit noch nicht sagen, ob dies unter hohem oder niedrigem Volumen geschah. Und Preisanstiege mit geringem Volumen haben wenig Aussagekraft für die Nachhaltigkeit einer Bewegung. An dieser Stelle greift der Footprint-Chart ein und liefert uns die fehlenden Informationen.

Im Footprint-Chart sehen wir den Orderflow aus der T&S-Liste schön grafisch aufbereitet. Über verschiedene konfigurierbare Filter können wir die einzelnen Volumencluster visualisieren.

Der Footprint-Chart – eine Erfindung von MarketDelta

Einige meist amerikanische Handelsplattformen bieten mittlerweile die Darstellung von Footprints an, auch wenn diese meist anders bezeichnet werden. Der Grund: MarketDelta hat sich den Begriff Footprint® schützen lassen. Also heißen sie oft einfach „Delta-Charts“ oder „Delta Imbalance“ etc. Der CEO und hauptberufliche Prop-Trader der 2003 gegründeten Firma überlegte damals, wie er die über eine Squawk Box (mittlerweile ein Relikt aus der Zeit des Präsenzhandels) lauthals artikulierten Transaktionen aus dem Pit in den Chart übertragen könnte. Der Footprint war die Lösung. Bis heute hat MarketDelta die Darstellung der Footprints kontinuierlich weiterentwickelt und zahlreiche Filter implementiert, mit denen man das angezeigte Volumen nach bestimmten Kriterien Filtern und visualisieren kann.

Dem Footprint können wir auf einen Blick noch mehr Informationen entnehmen als der blanken Kerze. Wir sehen den Orderflow und die Höhe des gehandelten Volumens pro Peisbereich.

DOM vs T&S

Während das DOM (Orderbuch) lediglich die Limit-Orders abbildet, generiert sich der Footprint aus der T&S-Liste, wo die Market-Orders durchlaufen, die letzten Endes für die Preiswegung sorgen. Dabei ist auch zu beachten, dass Stop-Orders als Limit abgelegt und beim Triggern zu einer Market Order werden. Daher sollte man die T&S-Liste keinesfalls ignonieren und sich blind auf das Orderbuch verlassen, mit dem sowieso immer wieder Schindluder getrieben wird und wo Manipulation an der Tagesordnung ist. Dabei ist es wahrlich kein Augenschmaus, die schnell durchlaufende T&S-Liste über einen längeren Zeitraum zu konsumieren, weswegen der Footprint-Chart die weitaus komfortablere und schönere Variante ist, die sich vielfach selbst erklärt.

Einstellungen im Footprint-Chart

Innerhalb des Footprint-Charts können wir zahlreiche verschiedene Einstellungen vornehmen, um ihn an unsere Bedürfnisse zu adaptieren. Möglich sind vom Abrufen des gesamten Volumens auf einem Preislevel über das Bid x Ask-Volumen auch die Dartsellung des Delta (nicht zu verwechseln mit dem Options-Delta), welches uns auf einen Schlag die Netto-Differenz zwischen Käufern und Verkäufern auf einem Preislevel anzeigt. Wir können somit auf einen Blick erkennen, in welche Richtung der Orderflow geht und dem Delta folgen, um so fehlerhafte Einstiege in einen Trade zu vermeiden.

Innerhalb des Footprints haben wir verschiedene Einstellunsgmöglichkeiten. So können wir z. B. mithilfe des Imbalance Delta direkt Ungleichgewichte auf der Käufer- oder Verkäuferseite ausmachen und reagieren.
So kann man seinen Footprint-Chart auch in Form des Volume Profiles darstellen lassen. Der POC wird separat markiert und zeigt das Preislevel mit dem höchsten umgesetzten Volumen pro Kerze.

Einsatz in der Praxis

Wie bei allen anderen Darstellungsformen sind auch beim Einsatz der Footprint-Charts die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. Während die offizielle Lehrmethode von MarketDelta vorsieht, an wichtigen Unterstützungen und Widerständen nach auffälligen Volumen- und Orderflow-Clustern zu suchen, kann man den Footprint durchaus in seinen etablierten Handelsstil integrieren, um seine Ein- und Ausstiege besser zu timen und enger zu stoppen. Dabei gilt folgende Grundlage:

Die Technische Analyse zeigt Zonen, WO man einsteigen kann, der Footprint zeigt einem, WANN man traden soll.

Bei einer falschen Anwendung der Footprint-Charts kann diese Darstellungsform leicht zum Hin- und Her-Zocken verleiten, was auch hier das Trading-Budget schnell schrumpfen lassen kann, wenn man jedes Signal handeln möchte. Grundsätzlich gilt es daher auch hier, den Orderflow und die POC-Verschiebung pro Zelle im Blick zu behalten, Volumencluster zu identifizieren und sich mit Overtrading zurückzuhalten.

Der Einsatz des Footprints bietet sich zum Beispiel an, wenn sich der Preis in einer engen Range (Handelsspanne) befindet und wir auf einen Ausbruch warten. Mithilfe des „Röntgenblicks“ können wir in die Zelle hineingucken und sehen so zum Beispiel, ob aggressive Käufer reinkommen und den Kurs weiter nach oben treiben oder ob die Luft bald schon wieder raus ist.
Trendbrüche und Trendkanäle eignen sich fantastich für einen Einstieg in Long- oder Short-Richtung. Doch nicht immer bedeutet ein Trendruch auch ein Trendwechsel. Die Bestätigung sehen wir im Footprint-Chart.
Profitable Daytrader und Institutionen leben davon, den unerfahrenen Tradern an markanten Stellen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Mithilfe von Fehlausbrüchen werden Stops an wichtigen Unterstützungen und Widerständen gerissen, nur um den Preis anschließend in die Gegenrichtung zu treiben, wo die großen Adressen und Hedgefonds einen günstigeren Einstieg für sich selbst sehen. Im Footprint sollte man aufpassen, wenn nach dem Bruch eines markanten Levels keine nachhaltige Bewegung einsetzt oder sich gar eine markante Imbalance in Gegenrichtung abzeichnet.

Lernkurve

Da der Footprint-Chart selbsterklärend und visuell ansprechend dargestellt wird, fällt einem erfahrenen Trader die Einarbeitung in das neue Instrument nicht sehr schwer. Blutige Anfänger sollten sich dringend zunächst auch mit den Regeln der Chartanalyse und börsentechnischen Begriffen wie der ATR befassen, um die Footprints vor dem Hintergrund des Gesamtbildes entsprechend einzuordnen. Auch der Footprint ist kein Heiliger Gral und es erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit sowie Screentime, bis man die entsprechenden Muster zielsicher erkennt und sich mit den durchschnittlich gehandelten Kontraktgrößen seiner Werte vertraut gemacht hat. Wichtigstes Element ist es hier, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um in der Haupthandelszeit den Orderflow und die Entwicklung der Prints zu beobachten. Wer eine zusätzliche Ausbildung in dem Segment absolvieren will, wird bereits bei einigen deutschen Trading-Coaches fündig oder kann einen Kurs bei MarketDelta buchen, die sich natürlich auf die Schulung im Orderflow-Trading spezialisiert haben.

In Kombination mit dem Footprint bietet sich das Einblenden des Volume Profiles an, um den aktuellen Preis im Markt zu verorten und sich darüber gewahr zu werden, ob wir uns vielleicht im überkauften oder überverkauften Bereich befinden.

Kosten

Wer das Footprint-Trading lernen möchte, kann recht kostengünstig einsteigen. Die Kosten für den CME-Datenfeed bei CQG belaufen sich auf $5 (non-pro!) pro Monat, die Plattform Multicharts.NET gibt es bei AMP Futures kostenlos. Wer eine andere Handelsplattform nutzen möchte, hat eine große Auswahl bei AMP, muss aber ggf. für den vollen Funktionsumfang einen gewissen Aufpreis für die Handelsplattform bezahlen.Weitere Datenfeeds für die EUREX (DAX) oder Dow (CBOT) schlagen natürlich mit zusätzlichen Kosten zu Buche.

Natürlich kann man auch die Orderflow-Analyse im Future durchführen, und den Trade beim CFD-Broker seines Vertrauens umsetzen, sofern man die rechte Preisskala erfolgreich ignoriert und sich rein auf die Analogie des Kursverlaufs konzentriert.

Video-Tutorial: Traden mit dem Footprint-Chart

Devisenhandel

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