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EURUSD: Mario Draghi beendet das Billig-Geld!

Paukenschlag auf der gestrigen EZB-Sitzung: Notenbankpräsident Mario Draghi möchte kurz vor Ende seiner Amtszeit wohl nicht zwingend als Schrecken der Sparer und Anleger in die Geschichte eingehen und tut es deswegen langsam aber sicher seinen amerikanischen Kollegen gleich: Die Phase des billigen Geldes zur Ankurbelung der Wirtschaft soll in absehbarer Zeit beendet werden. Ob und wie der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vor allem vor dem Hintergrund der völlig überschuldeten Euro-Krisenländer Italien und Griechenland funktionieren kann, wird sich zeigen.

Die Leitzinsen sollen langsam wieder steigen – und was macht der Euro? Er fällt binnen kurzer Zeit wie ein Stein um mehr als 300 Pips in Richtung 1,15. Wie konnte das passieren? Dass fundamentale Aktionen wie die EZB-Sitzung, Fed-Sitzung oder das FOMC-Protokoll nicht der beste Zeitpunkt zum traden sind, weiß bereits jeder, der seit längerem an den Märkten aktiv ist. Ein Anheben des Leitzins sollte demnach in der Theorie eine Aufwertung der jeweiligen Währung zur Folge haben, mit dem Euro passierte jedoch genau das Gegenteil. Anleger hatten nämlich eine viel schnellere und straffere geldpolitische Wende erwartet, als die von Mario Draghi angekündigte. Vorab wurde der Euro in den Tagen zuvor in freudiger Erwartung auf die Marke von 1,18 hochgekauft, die Enttäuschung ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Den Anlegern geht es viel zu langsam.

Der Euro quittierte die Ansage von Mario Draghi mit einem Mega-Sell Off von rund 300 Pips. Der langsame Ausstieg aus der laxen Geldpolitik war wohl von einigen Playern schneller erwartet worden. Aktuell fängt sich der Euro wieder.

Draghi kaufte Schuldtitel ohne Limit

Um die Konjunktur in der Eurozone und damit die Kreditvergabe anzuregen, setzte Draghi in der Vergangenheit auf den massiven Kauf von Staatspapieren, um dadurch Wachstum und Inflation zu erzeugen. Für die stabileren nordeurpäischen Länder wäre diese Maßnahme nicht nötig gewesen, doch Länder wie Spanien, Portugal aber vor allem Griechenland und Italien ächzen nach wie vor unter dem für sie viel zu starken Euro. Seit Beginn des Anleihekaufprogramms hat Drahi somit 2,4 Billionen Euro in die Märkte gepumpt, die nun langsam irgendwie wieder eingesammelt werden müssen. Hauptsächlich hat er dabei die EZB-Bilanzen mit Staatsanleihen der (maroden) Euro-Länder gefüttert.

Der Wind hat sich gedreht

Nicht nur politisch scheint sich der Wind in Europa damit langsam gedreht zu haben, Rechtspopulisten erobern einer nach dem anderen die Regierungen der Euro-Länder. Auch die geldpolitische Wende scheint damit in Europa in greifbare Nähe gerückt. Bis September 2018 will die EZB noch monatlich Anleihen im Wert von 30 Milliarden Euro kaufen, danach den Betrag auf 15 Milliarden Euro reduzieren und im Dezember auf Null fahren. Ob die südlichen Euro-Staaten ohne ihren Rollator jedoch werden laufen können, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr als fraglich. Umso mehr, als die neue italienische Regierung sämtliche Konsolidierungsbemühungen aufkündigen und lieber die nördlichen Euro-Länder zur Zahlung und Übernahme der eigenen Schulden bewegen will. Der Leitzins soll vorher allerdings nicht angetastet werden und bis zum Sommer 2019 auf Null Prozent verbleiben. Auch der Zins für die Einlagefaszilität bleibt bis auf Weiteres im leicht negativen Bereich. Eine Wende der von Euro-Sparern und Anlegern so sehr verhassten Nullzinspolitik ist damit in greifbare Nähe gerückt.

Noch ist nichts in trockenen Tüchern

Da auch Mario Draghi sich der Risiken seines Vorstoßes bewusst sein dürfte, hat er im gleichen Atemzug verkündet, die Druckerpresse jederzeit wieder anzuwerfen, falls „Not am Mann“ ist. Damit kann er zu jeder Zeit bei Euro-Tradern wieder für Überraschungen sorgen, sodass man erstmal auf alles gefasst sein sollte. Das Inflationsziel von rund 2 Prozent sollte nämlich trotz der Maßnahmen möglichst eingehalten werden. Dabei ist das Wachstum innerhalb der Eurozone mit ebenfalls rund 2 Prozent in 2018 noch nicht wirklich berauschend. Die von Trump möglicherweise auferlegten Strafzölle auf deutsche Autos und Aluminium könnten die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Über Gegenzölle auf ein paar Flaschen Whiskey werden sich die Amerikaner wohl höchstens totlachen können.

Sorgenkind Italien

Der größte Sorgenfaktor beim Ausstieg aus der ulta-laxen Geldpolitik ist und bleibt jedoch Italien. Mit dem Einzug der neuen, unberechenbaren Parteien in die Regierung werden die Karten europaweit völlig neu gemischt. Abgesehen vom harten Kurs gegen die Migrationswelle könnten die Aufschläge auf italienische Staatsanleihen noch weiter ansteigen und das Land so schuldentechnisch in die Knie zwingen. Doch Italien als drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist eine andere Hausnummer wie Griechenland und kann, anders als dieses, nicht mal eben aus der (deutschen) ESM-Portokasse refinanziert werden. Italiens Schuldenberg ist mit rund 2,2 Billionen Euro zwar in etwa so groß wie der deutsche, im Verhältnis zum BIP des Landes sind es hier jedoch 132% und bei Deutschland nur 68%.

Politische Entwicklung im Auge behalten

Eine gravierende Verschlechterung der geplanten Inflationsrate sowie ein Zunehmen der Unsicherheitsaufschläge auf italienische Staatspapiere könnte somit Mario Draghi noch mal zu einer Kehrtwende bewegen und die Notenpresse wieder anzuschmeißen. Euro-Trader sollten diese Parameter daher von Zeit zu Zeit gut um Auge behalten. Draghi bemühte sich bei seiner Rede, die neue italienische Regierung nicht zu überdramatisieren, wie es die deutschen Lei(d)medien dieser Tage gerne mal zu tun pflegen. Denn auch die neue Regierung in Italien besteht nicht aus Amateuren, sondern hat kompetente Wirtschaftsexperten in der zweiten Reihe, die sich der fragilen wirtschaftlichen Lage durchaus bewusst sind und nach einem Ausweg aus der Misere suchen. Zum Ende seiner Rede stellte Draghi noch einmal die „Unumkehrbarkeit des Euro“ in den Raum um den Anlegern die Unsicherheit zu nehmen. Bleiben wir gespannt, welche Maßnahmen Mario Draghi bis zum Ende seiner Amtszeit im Herbst 2019 noch ergreifen muss, um den Euro zu stabiliseren.

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