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Der Goldpreis fällt! Wo bleibt die Hyperinflation?

Aktuell macht sich unter den „Goldbugs“ etwas Panik breit. Fed und EZB pumpen Liquidität ins System als gäbs kein Morgen, doch was macht der Goldpreis: er fällt. Wie kommt das – und ist ein Ende der Bärenattacke auf den Goldpreis in Sicht?

Auch der Goldpreis muss ab und zu mal eine Verschnaufpause einlegen. Ob wir es mit einer (Hyper)-Inflation oder Deflation zu tun bekommen, muss sich indes erst noch zeigen.

2.080 Dollar pro Feinunze, das war das Rekordhoch des Sommers im Goldpreis, welches die Herzen Goldanleger weltweit höher schlagen ließ. Doch seither werden die Gesichter immer länger, denn Gold kommt langsam aber sicher zurück und notiert aktuell bei nur noch rund 1800 Dollar/Feinunze. Wie kommt das? Pumpen die Notenbanken der Welt nicht massiv Geld ins System? Müsste der Goldpreis als wichtigster Inflationsindikator daher nicht weiter steigen?

Inflation oder Deflation?

Ganz so einfach ist die aktuelle Situation dann doch nicht zu beurteilen. Langfristig mögen Goldanleger zwar recht haben, aber kein Kurs läuft einfach immer nur linear in eine Richtung, nichtmal wenn er Bitcoin oder Gold heißt. Bewegung und Korrektur gehen an der Börse Hand in Hand. Der imposante Kursgewinn im Gold bis Mitte des Jahres muss folglich erstmal verdaut werden. Die nächste Frage ist: Bekommen wir es wirklich mit einer Hyperinflation zu tun, oder erleben wir vielmehr nicht erstmal eine Deflation? Richtig ist: die Geldmenge M1 ist am Explodieren. Täglich neue Höchststände am Aktienmarkt, insbesondere in den beliebten Tech-Werten legen eine Asset-Price-Inflation nahe: Das billige Geld bahnt sich seinen Weg an die Börse, während es um die Realwirtschaft aufgrund der Coronakrise schlecht bestellt ist. Der US-Dollar geht in die Knie und erreicht ein Allzeit-Tief nach dem nächsten. Aktien werden also per se nicht mehr Wert, der Dollar der sie bemisst, wird weniger Wert. Die ganze Welt ist, bei Licht betrachtet, auf Hartz IV: Stimuluspakete, Kurzarbeit und Subventionen vor allem der Tourismusindustrie und des Automobilsektors halten den Laden oberflächlich am Laufen. Tolles neues Leben. Während die Amerikaner also ihre Arbeitslosenhilfe in den Aktienmarkt pumpen fragt man sich, wie es eigentlich weiter geht, wenn die Wirtschaft wieder auf eigenen Beinen stehen soll? Lobpreiset den Aktienmarkt: Doch irgendwas passt nicht so ganz ins Bild: der Ölpreis. Müsste der nicht, wenn die Wirtschaft so toll am Laufen ist, sein Vorkrisenniveau längst erreicht oder gar überschritten haben? Schließlich zählt das Öl traditionell als Schmierstoff der Wirtschaft und jetzt erzähl mal bitte keiner, die Weltwirtschaft wäre innerhalb eines Jahres von Öl auf Solarenergie umgestiegen. Ein fallender Ölpreis ist eher ein Indikator für Deflation.

Der Ölpreis macht im Corona-Jahr keine wirklich überzeugende Figur, auch wenn er sich nach den März-Tiefs etwas erholt hat. Doch würde die Wirtschaft tatsächlich so toll laufen, wie CNN und ntv es einem rund um die Uhr erzählen, müsste auch er das Vorkrisen-Niveau bereits erreicht oder überschritten haben.

Kein Bock mehr auf Stadtleben

Gehen wir noch einen weiteren Schritt weg von der Börse hin in die Realität: Die Städte sind tot. Aufgrund von Corona flüchten viele Menschen aus der Großstadt – sie sehen keinen Grund mehr für „Sex and the City“ und holen sich eine Wohnung auf dem Land: Die Folge: Kauf- und Mietpreise in einst angesehenen Locations sind im freien Fall, was auch nur logisch ist. Wer ist in dieser Situation dazu bereit, ein Restaurant zu betreiben oder zu eröffnen, in der Ungewissheit, ob und wann er sich und seine Angestellten wieder refinanzieren kann? Folglich müssen Vermieter und Verkäufer immer weiter runter mit ihren Preisen und stehen schnell mit dem Rücken an der Wand, wenn die Bank bei der fremdfinanzierten Immobilie weiterhin die Hand aufhält. Wie dieser Trend KEINE Domino-Rallye beim nächsten Bankensterben auslösen soll, wird spannend zu sehen sein. Während also die Asset-Preis-Inflation in vollem Gange ist, deuten andere Faktoren erstmal auf deflatorische Tendenzen hin.

Goldpreis und der Faktor Saisonalität

Schauen wir uns zuletzt noch einen wichtigen Faktor bei der Beurteilung des aktuellen Goldpreises an, dann wird schnell deutlich, dass die Panik der Goldanleger übertrieben ist: In der 25-jährigen Saisonalität erreicht Gold Ende September/Anfang Oktober stets einen Peak, um im Anschluss bis Weihnachten zu korrigieren: ein ganz normaler saisonaler Kursverlauf, auch in diesem verrückten Corona-Jahr! Betrachten wir im Vergleich den Kursverlauf von Gold im aktuellen Jahr, stellen wir lediglich fest, dass Gold Ende Juli ein paar früher Wochen gepeakt hat als normalerweise. Nichts drastisches passiert also.

Gold in seinem üblichen 25-jährigen unterjährigen Kursverlauf. Wie wir sehen, gibt es übergeordnet zwei Peaks und 1 Low im Laufe eines Jahres: Ende Februar/Anfang März, Anfang Juli und Anfang Oktober. Quelle: https://www.seasonax.com/
Auch wenn der saisonale Kursverlauf in diesem Jahr durch die Coronakrise und die heftigen Notenbank-Interventionen leicht verzerrt wurde – im Großen und Ganzen passt auch in diesem Jahr das übergeordnete Bild, auch wenn Gold etwas früher ausgepeakt als normalerweise.

Fazit

„Gold muss steigen, die Hyperinflation kommt doch!“ – ist zu kurz gegriffen. Während zwar einige Anzeichen auf eine Asset-Price-Inflation hindeuten, gibt es gleichzeitig auch deflatorische Tendenzen in der Realwirtschaft. Gold ist bislang lediglich seinem normalen saisonalen Verlauf gefolgt und kann, wenn die Notenbanken weiter Gas geben um Papiergeld zu entwerten, im kommenden Jahr durchaus neue Allzeithochs in Angriff nehmen.

Dieser Artikel wurde zuletzt bearbeitet am 10. Dezember 2020 14:28

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