Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern, doch nun scheint es langsam konkret zu werden. Unter dem SPD-Finanzminister Olaf Scholz könnte es bald losgehen mit der schon lange geplanten Finanztransaktionssteuer (FTT). Werden auch Trader davon betroffen sein?
Die Finanztransaktionssteuer, die bereits unter Finanzminister Schäuble immer wieder mal im Gespräch war, aber im letzten Moment von der CDU abgewendet werden konnte, steht nun kurz vor ihrer Implementierung. Schon 2020 könnte es soweit sein. Der SPD-Finanzminister Olaf Scholz braucht dringend Geld, unter anderem um seine neue Grundrente zu finanzieren, daher sollen nun endlich Anleger und Trader herhalten. In der deutschen Geschichte wäre es nicht die erste Besteuerung von Börsengschäften. Bereits 1881 wurden bestimmte Wertpapierkäufe mit einer Stempelabgabe belastet. Erst 1991 wurde diese Abgabe durch das Finanzmarktförderungsgesetz abgeschafft.
Sind auch Trader betroffen?
Nach Rücksprache mit seinen europäischen Kollegen aus neun anderen Mitgliedsländern soll die FTT folgendermaßen gestaltet werden: 0.2 Prozent auf den Kaufpreis jeder Aktie eines Börsenunternehmens, welches mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 1 Milliarde Euro aufwarten kann und seinen Hauptsitz in einem der zehn EU-Länder hat, welche die FTT einführen wollen:
- Deutschland
- Frankreich
- Österreich
- Belgien
- Griechenland
- Italien
- Portugal
- Slowakei
- Slowenien und Spanien
Wer als Trader beabsichtigt, seinen steuerlichen Wohnsitz ins Ausland zu verlegen, sollte ggf. heute die FTT in seine Kriterienauswahl der infrage kommenden Länder mit einbeziehen.
Nur Aktiengeschäfte, keine Derivate
Die positive Nachricht für alle Derivate-Trader: Die FTT soll aktuellen Meldungen zur Folge nur für den Handel physischer Aktien gelten, nicht jedoch für Derivate. CFDs, Forex, Hebelzertifikate und Futures werden damit also nicht von der FTT belastet. Insgesamt werden Steuermehreinnahmen durch die FTT von 3,5 Milliarden Euro geschätzt (sofern die entsprechenden Händler nun nicht auf den Derivatemarkt abwandern, wie einst in Großbritannien). In Großbritannien wurden CFDs als Handelsinstrument beliebt, weil man mit ihnen der britischen Stempelsteuer „Stamp Duty“ entgehen konnte.
Top oder Flop?
In einigen Ländern existiert eine solche Transaktionssteuer bereits seit langem, in anderen wurde sie wieder abgeschafft. In Schweden geriet die Einführung 1985 zum Fiasko, denn der Handelsumsatz an festverzinslichen Wertpapieren brach um 85% ein. Die zuvor schön gerechneten Zahlen konnten so real niemals eingenommen werden.
Auswirkungen auf Trader
Für den klassischen Buy & Hold-Investor hat die neue FTT kaum Auswirkungen, da sie ja, wie der Name schon sagt, nur bei jeder Transaktion fällig wird. Für den ambitionierten Aktientrader oder Scalper könnte es jedoch bald teuer werden, denn man darf nicht vergessen, dass die normale Abgeltungssteuer auch noch obendrauf kommt. Aktientrader könnten sich also auf dem CFD-Markt nach einer neuen Spielwiese umsehen, wo bislang keine solche Steuer geplant ist. Noch ist die Geschichte nicht völlig ausgegoren, die EU-Finanzminister sind noch über die konkrete Ausgestaltung der Steuer im Gespräch. Aber der grobe Rahmen wurde bereits abgesteckt.
Auswirkungen auf die private Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge wird teurer werden für alle, die ihr Geld nicht selbst verwalten sondern es in einen Aktienfonds oder eine Rentenversicherung stecken, wo das angelegte Vermögen regelmäßig umgeschichtet wird. Zu erwarten ist hier, dass solche Fonds die Mehrkosten an die Anleger weiterreichen. Nachdem nun also die staatliche Rentenversicherung nur noch Brotkrumen zum Renteneintrittsalter ausspuckt, wird die private Altersvorsorge gleich zusätzlich gekürzt.