Schaut man sich den Start des neuen DAX40 in den Dezember-Kontrakt an, dann scheint ihm der Zuwachs erstmal gar nicht gut zu bekommen: Der deutsche Leitindex startet mit einem Abschlag von rund 2% in die neue Handelswoche. Doch der Abverkauf muss nichts mit der Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Werte zu tun haben. Die aktuell eher bärische Stimmung hängt wohl eher mit den Sorgen rund um den bankrotten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande und die allgemein eher volatilere Saisonalität im Herbst zusammen, als mit den neuen Titeln, die den DAX ab heute ergänzen.
Ziel der Erweiterung des deutschen Leitindex auf 40 Titel war es, den DAX repräsentativer für die deutsche Wirtschaft zu gestalten und diese breiter abzubilden. ETF-Anleger profitieren so von einer größeren Diversifizierung im DAX, wobei die bisher sehr starke Fokussierung auf die deutschen Autobauer etwas abgemildert wird. In Anbetracht der Tatsache, dass die deutschen Autobauer beim Aus- und Umbau der Elektromobilität zahlreichen ausländischen Firmen meilenweit hinterherhinken, sicherlich nicht die schlechteste Idee für den neuen DAX. Modernere Firmen aus dem Tech-Segment wie Hellofresh und Zalando sollen den DAX nun etwas breiter aufstellen und den Schwerpunkt von der „Old Economy“ hin zu moderneren Unternehmen verlagern. Gleichzeitig wird der M-DAX von 60 auf 50 Werte verkleinert.
Von DAX30 zu DAX40: Diese 10 Unternehmen kommen hinzu:
- Airbus: Trotz Corona-Krise konnte der Konzern seit Jahresbeginn um 25% zulegen. Wie sich das wirtschaftliche Umfeld auch Post-Corona und ohne staatliche Hilfen entwickelt, bleibt jedoch abzuwarten.
- Zalando: Internet-Konzerne wie Zalando waren in der Corona-Krise der letzte Schrei, wie man unschwer am amerikanischen NASDAQ ablesen kann. Während die Menschen im Lockdown gefangen waren, bestellten sie im Internet alles kurz und klein. Zalando konnte sowohl seinen Nettogewinn sowie seinen Aktienkurs 2020 verdoppeln und kommt nun als einer der Corona-Profiteure in den deutschen DAX. Zwar etwas spät, aber lieber spät als nie.
- Siemens Healthineers ist seit 2018 bereits an der Börse, seit Anfang 2021 notiert die Siemens-Tochter mit 35% im Plus und profitiert vom Re-Opening-Szenario.
- Symrise ist bereits seit 2006 an der Börse vertreten, produziert Duft- und Aromastoffe für Lebensmittel und Kosmetika.
- Hello Fresh lieferte im Lockdown frische Zutaten bestimmter Gerichte an die Haushalte, die man nur noch selbst zubereiten muss und erfreute sich damit in Corona-Zeiten großer Beliebtheit. Kein Wunder also, dass das Konzept auf- und der Aktienkurs durch die Decke ging. Ob das Geschäftskonzept auch nach einem Re-Opening der Wirtschaft und der öffentlichen Restaurants bestehen kann, wird sich zeigen, wenn irgendwann wieder vollständige Normalität herrscht. Nach einer Corona bedingten Kursexplosion von 240 Prozent würde man sich über eine Verschnaufpause auch nicht wundern.
- Mit Sartorius geht ein weiterer Pharma-Konzern in den DAX, der von der gestiegenen Nachfrage nach Biopharmazeutika wie Impfstoffen profitieren konnte.
- Porsche Automobil Holding SE: Die Porsche SE ist Mehrheitseignerin bei VW, zu dem auch Porsche gehört. Außer an VW hält die Porsche Automobil Holding aktuell Anteile an sieben weiteren Unternehmen. Seit Anfang des Jahres konnten die Vorzugsaktien des Konzerns um rund 50 Prozent zulegen.
- Brenntag: Nach der BASF gesellt sich mit Brenntag ein weiterer Chemiekonzern in den DAX, der sich ebenfalls vom brachialen Corona-Crash recht schnell erholen konnte.
- Konkurrenz belebt das Geschäft – und so kommt zu adidas auch der Erzrivale Puma in den neuen DAX. Wenig verwunderlich, dass beide Konzerne unter den weltweiten Lockdowns ihrer Geschäfte und der Absage von großen Sport-Events schwer zu leiden hatten. 2021 ist die Aktie wieder auf Erholkurs, wenngleich die Sorgen um Lieferengpässe aus Asien wie ein Damoklesschwert über dem Papier schweben.
- Mit Qiagen betritt ein weiterer Pharmakonzern das Börsenparkett. Qiagen generiert seine Kunden in der Pharma- und Gesundheitsbranche und hat sich auf die Extraktion von DNA aus Blut und Gewebe spezialisiert.
Strengere Regeln für den neuen DAX
Neben der Erweiterung von 30 auf 40 Titel steht dem DAX ein strengerer „TÜV“ bevor: Anstatt wie bisher nur einmal im Jahr, will die deutsche Börse die Zusammensetzung des DAX künftig zweimal im Jahr überprüfen und nur noch profitable Unternehmen aufnehmen. Risiken eines Börsen-Desasters wie im Fall wirecard, mit der etliche Anleger viel Geld verloren haben, sollen dadurch möglichst vermieden werden. Wer seiner Pflicht der fristgerechten Veröffentlichung von Zwischwenberichten nicht nachkommt, hat künftig im DAX nichts mehr verloren.