Profitables Trading mit Saisonalitäten

Tradingstrategien und Investment-Ansätze gibt es in etwa so viele wie Sandkörner in der Sahara. Wer mit dem Börsenhandel beginnt, wird sich früher oder später fragen, wie er es schafft, einen statistischen Vorteil im Markt zu erreichen, der ihm die Entscheidung erleichtert, Long oder Short zu gehen. Wenig später stolpert der angehende Trader dann meist über den Handel mit Saisonalitäten. Was ist das eigentlich und wie kann man profitables Trading mit Saisonalitäten realisieren?

Aktien, Rohstoffe und Währungen unterliegen gewissen saisonalen Zyklen. Mithilfe von immer wiederkehrenden saisonalen Mustern kann man sich mittels Software starke Verlaufsprognosen für die künftige Kursentwicklung erstellen (lassen).

Saisonalitäten sind wiederkehrende Zyklen

Profitables Trading mit Saisonalitäten: In der Analyse des saisonalen Kursverlaufs geht es um Wahrscheinlichkeiten, die sich aus der Häufigkeit historischer Kursbewegungen ergeben. Ebenso wie das Wetter beispielsweise in Mitteleuropa deutlichen Schwankungen unterliegt, sodass es im Dezember tendenziell (statistisch betrachtet) kälter ist als im Juli, so gibt es auch in Rohstoffen, Aktien und Währungen gewisse Phasen saisonaler Stärke und saisonaler Schwäche. Bei der Analyse saisonaler Zyklen handelt es sich immer um einen Durchschnittswert. Wer den Einstieg in den Handel mit Saisonalitäten sucht, sollte sich auf die (meist überschaubaren) Wochen eines Wertes konzentrieren, in denen ein starker Auf- oder Abwärtstrend zu erwarten ist. In Seitwärtsphasen erreicht man mihilfe von Saisonalitäten meist keinen statistischen Vorteil. Die höchste Aussagekraft hat die Saisonalität in einem Wert, der über viele Jahre eine weitgehend homogene Branchenzusammensetzung hatte. So können wir von einem saisonalen Chart der BASF andere saisonale Zyklen erwarten als beispielsweise in einem Agrar-Rohstoff oder einem Edelmetall. Auch sollte man sich beim Analysieren von Saisonalitäten in Aktien fragen, ob das Unternehmen schon immer im entsprechenden Geschäftsfeld tätig war und nicht plötzlich irgendwann das Branchenumfeld gewechselt hat, was leicht zu Verzerrungen oder Verschiebungen der Zyklen führen kann. Übernahmen oder Verschmelzungen mit anderen Unternehmen können den saisonalen Chart verfälschen, sodass die bisherigen saisonalen Muster ungültig werden und sich ggf. im Laufe der Zeit komplett verschieben.

Überlagerung mehrerer Zyklen

Bei der Analyse saisonaler Zyklen sollte man beachten, dass sich kurz, – mittel und langfristige Zyklen überlagern und möglichst dasselbe Muster im selben Zeitraum aufweisen. Eine besonders starke Saisonalität erkennt man folglich daran, wenn sie allen untersuchten Zeiträumen in etwa die gleiche Stärke oder Schwäche aufweist. Woran könnte dieses wiederkehrende Kursverhalten liegen? Eigentlich muss sich der Trader gar nicht wirklich nach dem Grund der saisonalen Anomalie fragen, denn sie spiegelt sich schlichtweg im Kursverlauf des Wertes wider. Aber möglich sind unter anderem in Rohstoffen bestimmte Erntezeiten, Zeiten der Einlagerung von Rohstoffen, bestimmte Boomphasen und bestimmte Flaute-Phasen, in denen eine Branche manchmal weitgehend aus den Reserven leben muss. Auch steuerliche Gründe spielen nicht selten eine Rolle im saisonalen Verlauf bestimmter Assets, vor allem wenn es um starke Zyklen in Währungen (Forex-Paaren) geht. Hier werden häufig zu bestimmten Steuerstichdaten große Summen an Geld in verschiedenen Ländern hin- und her geschoben.

Nehmen wir als Beispiel die Aktie von Best Buy Inc. Diese liefert in allen untersuchten Zeiträumen ein stabiles bullisches Muster vom 03. Februar bis zum 15. Februar eines Jahres. Die Gründe dafür können vielfältig sein, am Ende spiegeln sie sich jedoch im immer wiederkehrenden Kursverlauf wider. (Quelle: Seasonax)
Nehmen wir als Beispiel die Aktie von Best Buy Inc. Diese liefert in allen untersuchten Zeiträumen ein stabiles bullisches Muster vom 03. Februar bis zum 15. Februar eines Jahres. Die Gründe dafür können vielfältig sein, am Ende spiegeln sie sich jedoch im immer wiederkehrenden Kursverlauf wider. (Quelle: Seasonax)

Darauf sollte man achten beim Trading mit Saisonalitäten

Um sich den Handel mit solchen Zyklen zu erleichtern, sollte man sich auf Werte konzentrieren, die besonders starke zyklische Kursverläufe aufweisen. So hat beispielsweise der Einzelhändler regelmäßig zur Weihnachtszeit den höchsten Umsatz. Vorsichtig sollte man sein, wenn ein Unternehmen in letzter Zeit mit einer wichtigen Innovation um die Ecke kam. Dies kann radikale Veränderungen der Marktstruktur nach sich ziehen. Auch sollte man immer mehrere Perioden eines Chartes analysieren. Während der Zeitraum von fünf Jahren zu kurz sein kann, um zuverlässige saisonale Zyklen aufzuzeigen, ist ein Zyklus von 100 Jahren unter Umständen zu lang, da sich in der Zwischenzeit sehr viel getan hat in der Welt und heute mitunter völlig andere Rahmenbedingungen herrschen als damals. Auf den ersten Blick scheint es, als wäre der saisonale Tradingansatz nur für längere Swing-Trades geeignet. Allerdings kann sich auch der kurzfristige Daytrader die entsprechenden Zeiträume mit starken saisonalen Zyklen zu Nutze machen, indem er intraday hauptsächlich in Richtung der Saisonalität handelt. Mit der Software Seasonax, die man aus dem Browser bedient, lassen sich unterschiedliche Zeiträume analysieren. Sehr gut lassen sich einzelne Unternehmen handeln, wenn sie dem allgemeinen Wirtschaftszyklus unterworfen sind. So kann man von einem Unternehmen, das sich mit der Pflanzenaufzucht beschäftigt, eine besondere saisonale Stärke zwischen März und Mai erwarten, wenn diese Branche Hochkonjunktur hat.

So überzeugt zum Beispiel die KWS SAAT SE in allen untersuchten Zyklen mit einem recht stabilen bullischen Kurspattern zwischen Mitte März und Mitte Juni. (Quelle: Seasonax)
So überzeugt zum Beispiel die KWS SAAT SE in allen untersuchten Zyklen mit einem recht stabilen bullischen Kurspattern zwischen Mitte März und Mitte Juni. (Quelle: Seasonax)

Goldpreis 2023

Wie schaut eine Analyse anhand des Goldpreises aus? In diesem Edelmetall sehen wir eine starke Saisonalität zum Auftakt des Jahres in allen untersuchten Zeiträumen. Auch im Jahr 2023 ist der Goldpreis sehr bullisch gestartet, um im Februar in eine Korrektur überzugehen, wie wir es von der saisonalen Analyse erwarten konnten.

Die saisonale Analyse im Gold zeigt im Grunde zwei deutliche bullische Phasen. Die eine startet etwa Mitte Dezember bis in den Februar hinein, woraufhin eine längere Konsolidierung folgt. Die zweite bullische Welle ist erst wieder Mitte Juli zu erwarten.
Die saisonale Analyse im Gold zeigt im Grunde zwei deutliche bullische Phasen. Die eine startet etwa Mitte Dezember bis in den Februar hinein, woraufhin eine längere Konsolidierung folgt. Die zweite bullische Welle ist erst wieder Mitte Juli zu erwarten. (Quelle: Seasonax)
Auch in diesem Jahr folgte der Goldpreis ziemlich gut seiner üblichen Saisonalität. Als Trader muss man jedoch beachten, dass sich für Goldhändler eine fundamtale Sache geändert hat und die Fed zu einer Anhebung des Leitzinses übergegangen ist. In solchen Hochzinsphasen könnte Gold stärker unter Druck geraten, da es keine Rendite abwirft und damit stärker in Konkurrenz zu Anleihen und Dividendenaktien steht.
Auch in diesem Jahr folgte der Goldpreis ziemlich gut seiner üblichen Saisonalität. Als Trader muss man jedoch beachten, dass sich für Goldhändler eine fundamtale Sache geändert hat und die Fed erstmals seit vielen Jahren zu einer Anhebung des Leitzinses übergegangen ist, was die üblichen Muster verzerren könnte. In solchen Hochzinsphasen könnte Gold stärker unter Druck geraten, da es keine Rendite abwirft und damit stärkere Konkurrenz von Anleihen und Dividendenaktien erfährt. Um Gold profitabel zu handeln, sollte man auch immer den US-Dollar im Blick haben.

Diese Tipps sollte man beherzigen um Saisonalitäten profitabel zu traden

Wie bei jedem anderen Tradingansatz gilt auch beim Handel von Saisonalitäten der Wahlspruch: Vergangene Kursbewegungen müssen nicht zwingend künftig genauso stattfinden! Der reale Chart kann also unter Umständen im aktuellen Jahr völlig vom saisonalen Verlauf abweichen, sogar in die entgegengesetze Richtung gehen. Dies kommt daher, dass der Kurs eines Assets von weitaus mehr Faktoren beeinflusst wird als von seiner Saisonalität, beispielsweise von der aktuellen Höhe des Leitzinses oder anderen exogenen Faktoren, die sich häufig ändern und nicht beeinflussbar sind, wie zum Beispiel das Wetter, Naturkatastrophen und Kriege. Um den Handel mit Saisonalitäten zu optimieren, sollte man daher stets

  • saisonale Muster mithilfe weiterer Analysetechniken untermauern, dies kann zum Beispiel die Technische Analyse sein oder die Auswertung der wöchentlich erscheinenden COT-Daten,
  • ein ausgefeiltes Risiko- und Moneymanagement zur Anwendung bringen für den Fall, dass ein bestimmtes saisonales Muster ausgerechnet in diesem Jahr nicht passiert,
  • sowie möglichst viele verschiedene Zyklen (5/10/30-Jahre, Wahlzyklen) miteinander ableichen, um ein zuverlässig gleichbleibendes saisonales Muster zu identifizieren.

Wenn man diese Tipps beherzigt, kann man saisonale Charts als wichtiges Puzzleteil mitunter gut in seine Handelsentscheidungen integrieren und sich die Vorteile aus dem statistisch auswertbaren Kursverlauf auf die eigene Seite holen. Am Ende zählt für den Zuwachs des Depots nicht der Erfolg einer einzigen Transaktion, sondern die Summe vieler Trades, die man nach demselben Muster und mithilfe derselben Kriterien durchgeführt hat.

Devisenhandel

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