Einen Tag vor dem großen Kursrutsch 2018, am 09.10. hatten sich bereits die Hinweise auf einen Börsencrash verdichtet, sodass wir die Erkenntnisse aus den fundamentalen und technischen Gegebenheiten in diesem Artikel zusammengetrugen. Nur einen Tag später, am 10.10.2018, gab es dann schon für den Aktienmarkt kein Halten mehr! Der Dow Jones stürzte innerhalb von wenigen Stunden unter hoher Volatilität rund 1200 Punkte in die Tiefe. Wie viel Schaden wurde nun überhaupt angerichtet und wie tradet man jetzt eigentlich im „Crash-Modus“?
Während sich die aktiven Daytrader angesichts solcher volatilen Märkte die Hände reiben, denn nun gibt es vor allem in Richtung der fallenden Kurse sehr viel in kurer Zeit zu verdienen, werden die Sorgenfalten der Buy & Hold-Anleger spürbar immer größer: Ist das nun der finale und längst überfällige Börsen-Crash oder nur eine kleine Korrektur, die man zum Nachkaufen nutzen kann? Wer hier die „falsche“ Meinung vertritt, muss schnell damit rechnen, von der entsprechenden Fraktion geteert und gefedert zu werden – dabei ist es im Grunde ganz simpel: Hör auf eine Meinung zu haben und trade nur das, was du aktuell im Chart siehst!
Seit dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers im Jahre 2008 und dem sich daraufhin entwickelnden Aufwärtstrend am Aktienmarkt wurde bislang jeder Abverkauf von den Marktteilnehmern genutzt, um den Index wieder ein bisschen höher zu treiben. Nur noch mal zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt, im Januar 2009, stand der Dow Jones bei schmächtigen 6.400 Punkten. Heute, im Jahr 2018, haben wir den Punktestand bereits vervierfacht. In einigen Unternehmen wurden anscheinend mächtige Wachstumsphantasien eingepreist, die es heute gilt, in der Realität unter Beweis zu stellen. Noch ist der Aufwärtstrend in den großen US-Indizes intakt – auch wenn die Luft bei 27.000 Punkten deutlich dünner wird und sich zu einem gefährlichen Doppeltop auf Monatsbasis ausbilden könnte, wenn der Index innerhalb der nächsten Wochen nicht ein neues Allzeithoch aus dem Hut zaubert. Dabei ist die nächste Frage: Ist es überhaupt so wichtig, ob es „nur“ eine Korrektur ist oder sich der kleine Absturz nun zu einem größeren Bärenmarkt entpuppt? Letzteres wird man noch früh genug feststellen und wer tatsächlich ein Dividendenportfolio als Altersvorsorge aufbaut, kann sich dann nur darüber freuen, gute Titel günstig nachkaufen zu können. Um sich gegen Kursverluste abzusichern, muss man jedenfalls nicht seinen gesamten Bestand verkaufen, sondern kann sich mit einem Hedging-Portfolio recht einfach über CFDs gegen fallende Kurse absichern und so die Kursverluste aus seinem Langfrist-Depot neutralisieren.
Trader müssen bei volatilen Zuständen, wie wir sie derzeit an den Börsen erleben, auf ganz andere Dinge achten. Ja, die Gewinnchancen binnen kürzester Zeit sind gigantisch. Immerhin scheppert der Dow Jones Index derzeit mal eben am Tag 500 Punkte rauf und runter. Mit nur 2 Kontrakten hat man so am Tag bereits locker 1000 Euro in der Tasche. Doch die Risiken sind auch nicht zu unterschätzen, daher ist man gut damit beraten, seine aktuelle Positionsgröße stets der aktuellen ATR anzupassen. Die ATR (Average True Range) ist die aktuelle Handelsspanne, die der Markt derzeit in x-Perioden zurücklegt.
Beispiel: Im gemütlichen Vormittagshandel brauche ich im Dow Jones 22 Punkte Stop, um einen Short-Trade nach der Spike&Ledge-Formation angemessen abzusichern. Der Stop kommt über das letzte Hoch des Doppeltops (Bild 1). Soweit so gut. Im volatilen Nachmittagshandel brauche ich jedoch plötzlich für dieselbe Formation (analoges Setup in Long-Richtung) 80 Punkte Stop, um meinen Trade technisch sauber abzustoppen (Bild 2). Was bedeutet das? Wenn ich meine Positionsgröße nun nicht massiv nach unten korrigiere, trade ich plötzlich mit dem 4-fachen Risiko! Meine normale Positionsgröße muss ich also in diesem Fall durch 4 teilen, um mit demselben Risiko wie am Vormittag zu traden. Bin ich normalerweise mit 4 Kontrakten unterwegs, kann ich hier nur einen Kontrakt handeln, trade ich normalerweise 2 Kontrakte, müssen es jetzt 0,5 sein.
Der Futures-Handel wird gegenüber dem CFD-Handel häufig übertrieben glorifiziert und bevorzugt. Ja, der Future hat große Vorteile, immerhin handelt es sich um einen regulierten, transparenten und überwachten Markt Außerdem fällt der Future nicht unter die lästigen neuen ESMA-Regulierungen, sodass man hier weiterhin mit (sehr) großem Hebel unterwegs sein kann, wenn man möchte. Zudem werden die Kursniveaus meist „sauberer“ angelaufen, während es im CFD oft größere „Spikes“ gibt, die enge Stops in Bedrängnis bringen. Die Gefahr, die sich in solch volatilen Crash-Phasen ergibt, lautet „Limit Down„. Erreicht der Kursverfall in einem bestimmten Wert (z. B. dem S&P) ein gewisses Niveau (z. B. -5% in einer Session), wird der betroffene Wert vom Handel ausgesetzt. Der Trader sollte sich ggf. diese Marken in der Handelsplattform markieren, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden und in ein Limit Down zu laufen. In der folgenden Handelsession kann es nun zu größeren Gaps (Kurslücken) nach unten kommen, wenn der Verkaufsdruck weiter anhält. Wer hier von Anfang an Short war, hat nichts weiter zu befürchten, er darf sich gemütlich zurücklehnen und die Dollars zählen. Doch auch in solch gefährlich schnellen Märkten gibt es immer wieder waghalsige Zeitgenossen, die sich gegen den Trend stellen, um ins fallende Messer zu greifen und eine Long-Order zu platzieren. Wer nun bei einem Limit Down mit einer Long-Order im Markt liegt, kann die ein oder andere schlaflose Nacht durchleben, bis er seine Position (höchstwahrscheinlich mit Verlust) wieder glattstellen darf. Noch haben wir solche Ausmaße nicht erreicht, aber die Situation kann zu jeder Stunde eintreten. Des Weiteren gilt im Future weiterhin die Nachschusspflicht, im Gegensatz zum Retail-Status bei einem EU-regulierten CFD-Broker. Wer also stark unterkapitalisiert oder nur mit der Mindestmargin bewaffnet unterwegs ist, kann im Future bei einem Verlust über die Margin hinaus zur Kasse gebeten werden, um das Konto wieder auszugleichen.
Generell gilt also, dass man sich die crash-artigen volatilen Bedingungen zu Nutze machen kann und sollte, um in kurzer Zeit möglichst viel Geld aus dem Markt zu ziehen. Am einfachsten gelingt dies, wenn man sich bereits im moderaten Vormittagshandel positioniert und die Amerikaner am Nachmittag machen lässt. Allerdings sollte man sich auch der Gefahren und Risiken bewusst sein, die vor allem auf der Long-Seite lauern. Zwar gibt es in solchen Phasen auch immer wieder steile Bewegungen nach oben, doch diese bestehen zunächst einmal „nur“ aus Short-Eindeckungen. Markante Marken auf der Oberseite werden hingegen gerne dazu genutzt, den Markt erneut kräftig abzuverkaufen. Wer dann mit einem Long-Setup permanent an irgendwelchen Marken verzweifelt dagegen halten will, guckt schnell in die Röhre und wird überrannt.
Was schon im normalen Handel gilt, gilt im Crash-Modus umso mehr: The trend is your friend! Trendbrüche können sehr gut für neue Short-Einstiege genutzt werden. Allerdings sollte man stets auch mit heftigen Rücksetzern rechnen. Die Positionsgröße ist entsprechend der aktuellen ATR anzupassen, die in solch volatilen Phasen vor allem im deutschen Nachmittagshandel (wenn die US-Börsen am Start sind) zu erwarten ist. Dafür gibt es schöne und längere Intraday-Trends, aus denen man mit einem geschickten Aufstocken und wieder Ausskalieren von Positionen eine Menge rausholen kann.
Dieser Artikel wurde zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2018 17:52
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