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Trend oder Range: Wie kann ich es vorher wissen?

Eigentlich könnte Trading ganz einfach sein, wenn es nur nicht so kompliziert wäre. Denn bei Licht betrachtet gibt es nur 2 Marktphasen: Trend oder Range – und zwar auf allen Zeitrahmen. Für den Trader ist es sehr wichtig zu erkennen, in welcher Marktphase er sich gerade befindet, um seine Strategie darauf abzustimmen. Denn während man mit einer Trendfolge-Strategie in einer Range permanent in den Stop läuft, wird man mit einem Range-Setup in einem Trend vom Markt überrannt. Mithilfe einiger Beobachtungen aus dem Volumentrading und der Markttechnik kann man jedoch schon vor Beginn der Handelssession feststellen, ob man es eher mit einer Range oder einem Trendmarkt zu tun hat.

Drei Handels-Sessions

Auch wenn es natürlich ein paar Handelsplätze mehr gibt, können wir die einzelnen Sessions grob in die drei wichtigsten Sitzungen einteilen: Die EU-Session, die US-Session und die Asia-Session. Gerade die Asia-Session wird häufig unterschätzt, dabei liefert sie die wichtigsten Informationen für den Start in die europäische Session und stellt häufig die Weichen für den weiteren Kursverlauf. Da hier nur Futures getradet werden, ohne dass nervige Aktienhändler, Yolos und Amateure dazwischenfunken, laufen diese meist sehr sauber und können leicht von den großen Marktteilnehmern in die gewünschte Richtung manipuliert werden.

Trendtag oder Range?

Für die meisten Trader ist ein Trend einfacher zu handeln als eine Range. Jedoch hat jeder Trader so seine Vorlieben und oftmals spezialisiert man sich auf das Eine oder Andere – oder gar auf ein Boxen-Breakout. Und nicht immer ist der Zustand des Marktes komplett eindeutig zu erkennen, im Trading gibt es auch immer wieder mal Graubereiche. Hinzu kommt, dass sich der Markt natürlich irgendwann auch aus dem Status der Range hinausbewegt und in einen Trend übergeht. Das heißt, der Markt muss sich nicht den ganzen Tag in der Range bewegen oder im Trend. Um zu Beginn der Handelssession zu bestimmen, welchen Tagestyp wir gegenwärtig vorliegen haben, bedienen wir uns am besten zunächst zweier Hilfsmittel aus dem Volumentrading:

  • den VWAP (volumengewichteter Durchschnitt)
  • den VPOC (Volume Point of Control)

Was bedeutet das? Der VPOC zeigt uns an, wo innerhalb einer Handelssitzung das meiste Volumen gehandelt wurde. Der VWAP zeigt uns an, wo innerhalb einer Handelssitzung das durchschnittliche Volumen gehandelt wurde.

Der VPOC, also der Preis mit dem meisten gehandelten Volumen, liegt bei 3.916 Punkten. Das durchschnittlich gehandelte Volumen (VWAP) der aktuellen Session liegt bei 3.910 Punkten.

Kommt man morgens an den Rechner und der Markt schlängelt sich wie eine Schlange um den VWAP (und VPOC) herum, dann hat man es mit einer Range zu tun. Der VWAP hat in dieser Phase keinerlei Wirkung oder Bedeutung. Um nun einen gewinnbringenden Trade zu finden, kann man nun quasi auch den 50:50-Joker werfen, denn es ist purer Zufall. Da der beste Trade in der Regel der ist, den man nicht macht, wartet man einfach ab, bis der Markt den VWAP verlässt und eine Trendstruktur aufbaut. Hier gibt es mehr Möglichkeiten, denn nun kann man entweder die Trendfortsetzung handeln bei einem erneuten Rücklauf an den VWAP oder die Trendwende.

Außenstäbe zur Bestimmung des Tagestrends

Ein weiteres Hilfsmittel zur Tagestrend-Bestimmung aus dem Schatzkästchen der Markttechnik sind Außenstäbe. Handeln wir innerhalb eines Außenstabs, sind klare lang anhaltende Trendbewegungen eher unwahrscheinlich. Öffnet der neue Tag hingegen deutlich über oder unter dem Schlusskurs des Vortages, stehen die Chancen auf einen Trendmarkt viel besser!

Auch die Markttechnik können wir im übergeordneten Bild zur Hilfe nehmen. Auf der linken Seite sehen wir an diesem Tages-Chart, dass die neuen Tageseröffnungen über dem Schlusskurs der letzten Tageskerze liegen: Die Wahrscheinlichkeit auf einen Trend-Tag ist sehr hoch. Auf der rechten Seite sehen wir, dass wir innerhalb der Tageskerze in einem Außenstab „gefangen“ sind. Ein klarer Trend wird sich erst wieder bilden, wenn eine neue Tages- oder Wochenkerze deutlich darunter oder darüber schließt.
Klappen wir das Bild auf, bestätigt sich unser Verdacht: Innerhalb des Daily Außenstabs geht auf der Stunde immer nur hoch und runter. Außenstäbe lassen sich automatisch und komfortabel anzeigen mit Timos Toolbox, die außerdem noch viele weitere tolle Features bietet, wie z. B. die P-BE-Linie.
Kommen wir morgens an den Rechner und es bietet sich das blanke Chaos, suchen wir uns entweder einen anderen Markt oder warten einfach ab, bis sich das Bild klärt. In obigem Beispiel schlängelt sich der Markt kontinuierlich um VPOC und VWAP, der in einer solchen Phase keinerlei Wirkung hat.
Kommen wir stattdessen an den Rechner und sehen, dass der Markt sauber über oder unter dem VWAP verläuft, können wir hier ein Trendfolge-Setup mit geringem Risiko aufsetzen oder am Ende die Trendwende handeln. In dieser Marktphase ist der Abpraller vom VWAP ein No-Brainer.

Was sind Außenstäbe und wie kann ich sie für meinen Handel nutzen?

Passend zum Thema des Tages, Trend vs. Range, gab es ein tolles Webinar von meinem Kollegen Timo Kosiol, in dem er die Bedeutung von Außenstäben sehr ausführlich erklärt sowie ein paar konkrete Trading-Strategien präsentiert:

Fazit

Die Unterscheidung zwischen Trend und Rangemarkt stellt Tradinganfänger häufig vor große Probleme und führt zu vielen Fehltrades. Denn um eine Trendfolge-Strategie zur Anwendung zu bringen, braucht man auch den richtigen Markt dafür. Hinzu kommt, dass viele sich unter Druck gesetzt fühlen morgens um acht direkt irgend einen Trade zu machen und sich dabei auf einen einzigen Markt fokussieren. Die bessere Lösung ist es dann, entweder auf einen anderen Markt auszuweichen der ein sauberes Bild abliefert oder so lange mit dem Traden zu warten, bis sich die Lage klärt und man nach seinem Regelwerk handeln kann.

Denn der beste Trade des Tages ist häufig der, den man nicht unnötig gemacht hat.

Dieser Artikel wurde zuletzt bearbeitet am 26. März 2021 09:02

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