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WOT 2019 Road Report: Seminare, Eindrücke und Fazit

Die World of Trading stand in diesem Jahr ganz im aktuellen Trend des Volumen- und Orderflow-Tradings. Daher hat sich der rasende WOT-Reporter Frank mal aufgemacht, ein Seminar in diesem Trading-Segment zu besuchen und ausführlich darüber zu berichten. Doch nicht nur in dieser Sparte gab es spannende Einblicke hinter die Kulissen, auch andere Trader und Trading-Coaches stellten ihre unterschiedlichen Handelsansätze vor und präsentierten ihre Performance im Live-Trading auf der großen Hauptbühne. Zwei ereignisreiche Tage gingen zu Ende und letzten Endes hatte ich am Samstag selbst noch einen kleinen Auftritt mit Dirk Hilger am Stand von Tickmill, wo wir ein bisschen was über das unkonventionelle strategische Trading mit dem StereoTrader erzählen durften.

Die WOT2019 – nach mehreren Jahren der Abstinenz war es mal wieder an der Zeit, dieser wohl wichtigsten Veranstaltung innerhalb der Traderszene einen kleinen Besuch abzustatten und ein bisschen darüber zu berichten, um die Community auf dem Laufenden zu halten. Schließlich hat in den letzten Monaten mit dem Volumen- und Orderflow-Trading ein Trading-Stil Einzug in die deutsche Trader-Szene gehalten, der sich von den bislang gelehrten Methoden deutlich unterscheidet. Erstaunlich ist auch, dass es zu dieser Materie bislang kaum verwertbare Literatur in deutscher Sprache gibt – eine kleine Marktlücke? Schauen wir uns also mal so einen Orderflow-Trader mal live aus der Nähe an und gucken, was wir von ihm lernen können. Wer die Wahl hat hat die Qual – und so entscheiden wir uns gleich am Freitag für das erste Seminar um 10:00h von Markus Keil, um einen spannenden und interessanten Auftakt der Messe zu gewährleisten.

„Mit 5 Punkten täglich im Future aus dem Hamsterrad“

Mit 5 Punkten täglich im Futures-Markt aus dem Hamsterrad. So lautete der Titel meines ersten Seminars am Freitagmorgen.

Natürlich kann man als rasender WOT-Reporter nicht alle Seminare gleichzeitig besuchen, sondern muss eine Entscheidung treffen. So entschied ich mich meiner eigenen Empfehlung im Vorfeld folgend für das Seminar bei Markus Keil, den ich selbst schon live auf YouTube hatte traden sehen können. Der Orderflow-Scalper ist seit 2003 an der Börse aktiv und unternahm seine ersten Gehversuche im Trading heimlich neben der Arbeit in einer Festanstellung. Einige Jahre später, als er sein Trading-System gefunden hatte und profitabel war, wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit als hauptberuflicher Daytrader und gibt seit einiger Zeit auch Coachings. Zunächst fand dies eher im kleinen Rahmen statt, zuletzt auch in größeren Gruppen. Sein Trading-Ansatz ist so einfach wie komplex zugleich: Mit den Methoden des Orderflow-Tradings, entsprechender Software und Add-Ons versucht Markus auf Tick-Basis extrem kleine Range-Ausbrüche und Trendwenden zu handeln und setzt dabei auf wenige Punkte mit hoher Size als Ziel. Dabei spielen das (Cum)Delta, Imbalancen, das Orderbuch und der Orderflow die entscheidende Rolle bei seinen Handelsentscheidungen. Als hautpsächliche Handelsplattform kommt bei ihm der NinjaTrader zum Einsatz. Auch über diverse Broker und Datenfeeds wurde im Seminar gesprochen, die Neugier der Zuschauer fand fast keine Grenzen und der Raum war vollständig ausgebucht.

Markus Keil zeigte uns hier seine Handelsansätze aus dem Bereich des Volumen- und Orderflow-Tradings. Mit fünf FDAX-Punkten pro Tag kann man laut seiner Rechnung so dem Hamsterrad entfliehen.

Obgleich man ihn in seinen Videos primär im FDAX aktiv handeln sieht, fühlt er sich auf den Märkten der CME genauso zu Hause und sagt, dass man mit seinem System jeden liquiden Future handeln kann. Eine detailliertere Zusammenfassung seines Handelsansatzes gibt es in unserem Road-Report-Video am Ende dieses Artikels. Kontakt zu Markus Keil und Informationen zu seinem Coaching-Programm bekommt man über seine Seite blackboxtrading.

Volles Haus bei der WOT 2019. Angesichts der Geräuschkulisse würde ein startender Eurofighter vor Neid erblassen.

Und pünktlich zur WOT: Mein Artikel im Traders‘ ist auch schon da! 🙂

Mein erster und nicht letzter Artikel im Traders‘ Magazin. Nach diesem kleinen Interview geht es in der Folgeausgabe direkt weiter mit dem Thema „Grid-Trading für Anfänger“.

Besuch der großen Hauptbühne

Kaum war das Orderflow-Seminar beendet, ging es nach einigen netten Gesprächen mit ein paar von euch auch schon weiter zur großen Hauptbühne, wo René Wolfram bereits etwas über Intraday-Seasonals im S&P 500 erzählte, in dem die höchste Performance der letzten Jahre erstaunlicherweise nicht etwa in der Haupthandelszeit erwirtschaftet wurde, sondern über Nacht. Gleich im Anschluss ging es weiter mit dem großen Live-Trading-Event Teil 2 mit Sven Kleinhans, Lennard Kraft, Orkan Kuyas, Oliver Najjar und Carsten Umland als Moderator. Orkan Kuyas konnte hier mit einem Volumen-Setup 1200 Euro Gewinn erwirtschaften.

Million-Challenge-Trader René Wolfram erzählt dem staunenden Publikum etwas über Intraday-Seasonals im S&P 500.

Kampf der Titanen: Retail-Trader vs. Institutioneller Handel!

In der darauf folgenden Diskussionsrunde auf der großen Hauptbühne standen sich Jay Medrow, als Vertreter des institutionellen Handels und Jochen Schmidt, als Vertreter der Markttechnik gegenüber und tauschten vor den aufmerksamen Zuschauern gewaltfrei ihre jeweiligen Argumente aus. Die primäre Fragestellung lautete: Kann man auch als kleiner privater Retail-Trader quasi ohne fundamentale Ausbildung und Kenntnisse der Intermarkets am Markt bestehen? Die Unterschiede zwischen den beiden könnten nicht größer sein: Während Jay Medrow fast bei jeder großen Investment-Bank dieser Welt gearbeitet hat, kam Jochen Schmidt als Immobilienkaufmann mit abgebrochenem Studium zum Börsenhandel und brauchte fünfeinhalb Jahre, um profitabel im Trading zu werden. Während Jay Medrow als ehemaliger „Insti“ viel von fundamentalen Events wie den Öllagerdaten hält, fokussiert sich Jochen Schmidt im Trading rein auf die markttechnische Lage des Charts.

Das Battle zwischen Jochen Schmidt (Markttechnik) und Jay Medrow (institutional Trader) war lustig und interessant. Letzten Endes gab es jedoch keine Verletzten und der Zuschauer bekam tiefere Einblicke in die Gedankenwelt der großen institutionellen Marktteilnehmer.

Traden ohne Stopp?

Ein weiterer Vortrag erregte meine Aufmerksamkeit: Am Stand von WH Selfinvest ging es inzwischen um das Thema „Trading ohne Stopp“. Also nichts wie hin. Auch wenn ich von diesem Vortrag etwas anderes erwartet hatte, waren die statistischen Auswertungen von Referent Thomas Vittner doch erstaunlich. Die Quintessenz des Vortrags: Der Einsatz eines wie auch immer gearteten Stopps hätte die Performance seines Aktienportfolios deutlich verschlechtert. Gleichzeitig wies Vittner aber natürlich auch darauf hin, dass ein Stop für den Handel in anderen Märkten wie Hebelprodukten durchaus wichtig sein kann.

Auch wenn der Stopp bekanntermaßen eine beliebte Methode der Risikobegrenzung ist, kann er zumindest im langfristigen Aktien-Investment richtig Performance kosten, wie Thomas Vittner uns anschaulich aufzeigte.

Unkonventionelles Trading mit strategischen Orders

Am Stand von Tickmill steigt bereits die Spannung. Hier hielten Dirk und ich einen Vortrag über unkonventionelles strategisches Trading mit dem StereoTrader.

Nach einer kurzen Nacht und einer kleinen Vorsprechung für unseren Vortrag im Mariott-Hotel startete dann mein eigener kleiner Auftritt zusammen mit Dirk Hilger am Stand von Tickmill zum Thema „unkonventionelles Trading mit strategischen Orders“ – meine Spezialität und Leidenschaft. Während Dirk sogar brandaktuelle Ergebnisse vom WOT-Livetrading vorweisen konnte, er hatte alleine mit dem StereoTrader Standard-Preset 5x ATR/3 voll automatisiert um die 160 (!!) DAX-Punkte generieren können, sprach ich über die Vorteile des strategischen Handels und präsentierte meine Resultate aus der strategischen Entwicklerwerkstatt von profitables-trading.de.

Quintessenz des Vortrags sollte sein, dass man das Trading auch weitaus entspannter angehen kann, als viele Trader es tun und dass es mithilfe der strategischen Order-Grids im Grunde egal ist, an welchem Punkt wir in den Markt einsteigen. Der entscheidende Punkt, den dieser Handelsstil von allen anderen gelehrten Trading-Methoden fundamental unterscheidet. Viel wichtiger ist es stattdessen, wie die offene(n) Order(s) im Markt verwaltet werden und wie viele weitere Orders noch hinzukommen oder aufgelöst werden. Mithilfe des StereoTraders und seiner zahlreichen und umfangreichen Funktionen können wir so nicht nur von Trends, sondern auch von den oftmals ungeliebten Seitwärtsphasen profitieren, die so manchen Tradinganfänger in die Verzweiflung treiben, wenn sie vergeblich im DAX nach dem neuen 1000-Punkte-Mega-Trend suchen und Runde um Runde durch den Stopp aus dem Markt geworfen werden. Doch auch der Einstieg in größere Trendbewegungen kann mit dem StereoTrader ganz entspannt und vollautomatisch bewältigt werden. Denn während die Geduld eines menschlichen Traders auf eine harte Probe gestellt wird, wenn er versucht, permanent einen Trade auf Break Even abzusichern, um von einer größeren Trendbewegung zu profitieren, können wir den StereoTrader dazu veranlassen, uns über einen längeren Zeitraum vollautomatisch in einen Trend „reinrödeln“ zu lassen und den Stopp auf Einstand abzusichern bis der Trendschub letzten Endes einsetzt und wir, wie am Beispiel des XMA-Filter Setups präsentiert, nur noch die offene Position verwalten müssen, sei es durch Gewinnmitnahmen oder Pyramidisierung. Im Gegensatz zur menschlichen Geduld ist die des StereoTraders unendlich, wodurch wir schön und einfnach die emotionale Komponente aus dem Trading elimieren können.

Unser Vortrag in voller Länge

André Stagge: Mensch vs. Maschine

Wo es ums Trading geht, darf André Stagge natürlich nicht fehlen und so erzählt der Senior Portfolio-Manager ein bisschen über sein Dasein als Händler und klärt die Frage, wer im Handel besser ist: Mensch oder Maschine.

Auch der ehemalige Portfolio-Manager André Stagge war auf der WOT 2019 natürlich am Start. Thematisch fast an unseren Vortrag anschließend geht es bei ihm ebenfalls um die Frage: „Mensch vs. Maschine, wer ist der bessere Trader?“ In seiner Präsentation erörterte er die Frage, ob die menschliche Psyche tatsächlich ein gravierendes Hindernis für einen erfolgreichen Handel ist und kommt zur Erkenntnis, dass Mensch und Maschine im Handel auch eine Einheit bilden können, um bestmöglich voneinander zu profitieren. Während die Maschine die Emotionen aus dem Trading rausnehmen kann, kann der Mensch auf der anderen Seite seine Erfahrungen ins Trading einbringen. So hat letzten Endes jede der beiden Instanzen die Aufgabe, die ihr am besten liegt. Hört sich ja ganz nach Stereo-Trading an.

WOT 2019: Die ganze Reportage!

Fazit

Auf der WOT 2019 war richtig was geboten und für jeden Trader etwas dabei. Während die Volumen- und Orderflow-Trader in zahlreichen Seminaren voll auf ihre Kosten kamen, gab es auch ein Live-Trading auf der großen Hauptbühne zu sehen und nicht minder interessante Vorträge an den Ständen der zahlreichen Broker. Die Erfahrung zeigt, dass es Sinn macht, sich vorher etwas über das Programm zu informieren und festzulegen, was man alles ansehen möchte, um im Getümmel nicht komplett den Überblick zu verlieren. An dieser Stelle noch mal vielen Dank an alle, die sogar meinetwegen auf die Messe gekommen sind, um das persönliche Gespräch zu suchen! Bis zur WOT2020 🙂

Frank Eschmann

Dieser Artikel wurde zuletzt bearbeitet am 28. November 2019 09:40

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